Politik

Verwirrung um Ahmadinedschad Anschlag bleibt rätselhaft

(Foto: dpa)

Die Hintergründe des angeblichen Anschlags auf Mahmud Ahmadinedschad bleiben weiter im Dunkeln. Offenbar gab es in der Nähe des Präsidenten-Konvois eine Explosion - ob durch eine Granate oder einen Feuerwerkskörper, ist unklar. Offizielle Stellen streiten den Vorfall ab.

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat nach widersprüchlichen Medienberichten einen Anschlag auf seinen Konvoi unverletzt überlebt. Ein Regimegegner soll im Nordwesten des Landes eine Handgranate gegen die Fahrzeugkolonne des Präsidenten geschleudert haben, berichtete die halb-offizielle iranische Nachrichtenagentur Fars. Die Präsidialverwaltung dementierte den Anschlag. Die amtliche Nachrichtenagentur IRNA meldete, dass ein Feuerwerkskörper geworfen worden sei. Berichte über mehrere Verletzte bei der Explosion nahe dem Flughafen der Stadt Hamedan wurden offiziell nicht bestätigt. Allerdings gibt es offenbar eine erste Verhaftung.

Libanesische Radiosender und arabische Nachrichtenkanäle hatten gemeldet, dass bei einem Bombenanschlag auf Ahmadinedschads Konvoi mehrere Personen aus dem Umfeld des Präsidenten verletzt worden seien. Dies wurde von offizieller Seite ebenso dementiert wie der Bericht der Agentur Fars, wonach ein Attentäter einen selbst gebastelten Sprengsatz geworfen habe. Die Staatsagentur IRNA schrieb, ausländische Medien missbrauchten mit ihren Berichten einen harmlosen Vorfall für ihr Ziel, dem Iran zu schaden.

Im Land herrscht seit Wochen eine angespannte Sicherheitslage. Mitte Juli hatte ein verheerender Selbstmordanschlag weltweit Entsetzen ausgelöst. Bei dem Blutbad vor einer Moschee starben mindestens 27 Menschen. Zu der Tat bekannte sich eine radikale Sunnitengruppe.

"Eine Freudenbekundung"

Der iranische Präsident bei seiner Ankunft in Hamedan.

Der iranische Präsident bei seiner Ankunft in Hamedan.

(Foto: REUTERS)

Am Rande des Ahmadinedschad-Besuchs in Hamedan gab es nach Darstellung von IRNA zwar eine Explosion, doch habe es sich nur um eine "Freudenbekundung" gehandelt. Demnach habe ein junger Mann aus Begeisterung für den Staatschef einen Feuerwerkskörper gezündet, "so wie es in Fußballstadien zu beobachten ist".

Andere informierte Quellen aus dem Machtapparat berichteten von der Detonation eines Feuerwerkskörpers aus "feindseligen Motiven". Der mutmaßliche Täter sei verhaftet worden. Der Agentur Fars zufolge wurde bei dem Zwischenfall niemand verletzt. Andere Medien berichteten wiederum, eine Handgranate habe einen Begleitwagen mit Journalisten getroffen und mehrere Reporter verletzt.

Die Nachrichtenagentur Reuters will erfahren haben, dass es sich um einen selbst gebauten Sprengsatz hat, durch den mehrere Personen verletzt wurden. Die Ermittlungen haben demnach bereits zur Verhaftung einer verdächtigen Person geführt.

Ahmadinedschad unbeeindruckt

Ahmadinedschad setzte sein Programm in Hamedan demonstrativ fort. In einer vom Staatsfernsehen übertragenen Rede nannte er die jüngsten US-Strafmaßnahmen gegen iranische Firmen bedeutungslos. Das US-Finanzministerium hat im Atomstreit mit Teheran 21 iranische Firmen auf eine "schwarze Liste" gesetzt, darunter 9 in Deutschland. Angeblich bedient sich Teheran der Firmen zur Umgehung von Sanktionen und zur Unterstützung seines Atomprogramms. "Wir machen uns nichts daraus und werden niemals um Eure Waren betteln", entgegnete Ahmadinedschad.

Zugleich schlug er US-Präsident Barack Obama erneut ein Zweier-Treffen bei der Vollversammlung der Vereinten Nationen im September vor. Die USA haben das Angebot bisher als Propaganda-Trick abgelehnt.

Opposition niedergeknüppelt

Ahmadinedschad wurde im Juni 2005 unerwartet zum Präsidenten der Islamischen Republik Iran gewählt. Im Ausland fiel der kleine, bärtige Mann vor allem wegen seiner Provokationen auf, mit denen er das Land an den Rand der politischen Isolation führte. Der 53-Jährige, der im zentraliranischen Garmsar geboren wurde, zählt zu den führenden Vertretern einer ultraorthodoxen Linie. Er hat die Unterstützung der Revolutionsgarden, die als Stützpfeiler des islamischen Staates gelten.

Seine ursprünglichen Wahlversprechen, darunter besonders die Wirtschaftsreformen zugunsten der weniger Begüterten, machten ihn bei vielen Armen populär. Hoffnungen auf bessere wirtschaftliche Zeiten zerplatzen jedoch schnell. Die Inflationsrate stieg rasant an, und im Gegensatz zu seinen Wahlversprechen wurden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer.

Außenpolitisch ignorierte Ahmadinedschad alle Aufrufe der Weltgemeinschaft, das umstrittene Atomprogramm des Landes einzustellen. Darüber hinaus sorgte Ahmadinedschad mit seinen Hasstiraden gegen Israel international für Empörung. Im Juni 2009 bestätigten ihn nach offiziellen Angaben weit mehr als 60 Prozent der Wähler im Amt. Die iranische Opposition sprach jedoch von Wahlbetrug und erkennt das Ergebnis bis heute nicht an. Landesweite Straßenproteste seiner Gegner wurden nach der Wahl von den Sicherheitskräften brutal niedergeknüppelt.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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