Sicherheitspanne in London Anti-Terror-Chef tritt zurück
09.04.2009, 09:52 UhrNach einer Sicherheitspanne ist der Anti-Terror-Chef von Scotland Yard, Bob Quick, zurückgetreten. Das teilte der Londoner Bürgermeister Boris Johnson mit. Er habe den Rücktritt widerstrebend und mit Bedauern angenommen, sagte Johnson.
Großbritanniens oberster Terror-Fahnder war am Mittwoch von Pressefotografen abgelichtet worden, wie er geheime Papiere über eine laufende Anti-Terror-Überwachung gut lesbar unter dem Arm trug. Zu erkennen waren dabei auch Angaben über geplante Festnahmen. Wegen des Fotos mussten Terrorfahnder eilig Razzien einleiten, bei denen zwölf Verdächtige festgenommen worden waren, die Kontakte zur Terrororganisation Al Kaida haben sollen.
Anschläge in Planung?
Mit offiziellen Angaben zu den Hintergründen der Razzien, bei denen unter anderem in Manchester und Liverpool mehrere hundert Ermittler eingesetzt waren, hielt sich die Polizei aber zurück. Nach unbestätigten Medienangaben hatten die Männer möglicherweise einen Nachtclub und ein Einkaufszentrum in Manchester als Anschlagsziel im Auge, auch wenn die Tat wohl nicht unmittelbar bevorstand. Zehn der Männer sollen in Pakistan geboren sein und über Studenten-Visa verfügen.
Die Polizei fasste die Männer an insgesamt zehn verschiedenen Orten, unter anderem vor der Liverpooler Universität und einem Internet-Caf in Manchester. Offensichtlich mussten die Razzien wegen der Foto-Panne früher als geplant gestartet werden. Zwar hatte das Verteidigungsministerium kurzfristig noch versucht, britischen Medien von der Veröffentlichung des Fotos abzuhalten. Weil es aber vielen Zeitungen vorlag und auch im Ausland verbreitet wurde, entschlossen sich die Ermittler wohl zu dem ungewöhnlichen Zugriff bei Tageslicht.
Unverhüllte Geheimnisse
Quick hatte sich noch am Mittwochabend bei Scotland-Yard-Chef Paul Stephenson für die Panne entschuldigt. Er "bedauert zutiefst", dass die Dokumente sichtbar wurden, sagte ein Scotland-Yard-Sprecher. Quick hatte sich mit dem unverhüllten Dokument auf dem Weg zu Premierminister Gordon Brown und Innenministerin Jacqui Smith für Gespräche über eine Polizeireform befunden. Das Foto entstand, als er aus seinem Wagen vor dem Regierungssitz Downing Street Nummer 10 ausstieg.
In Großbritannien wird die Terrorgefahr seit knapp zwei Jahren als "ernst" eingestuft. Das bedeutet, dass Terroranschläge in der Zukunft sehr wahrscheinlich sind, aber nicht unmittelbar bevorstehen.
Quelle: ntv.de