Politik

Prozess gegen "Sauerland-Gruppe" Anwälte wollen Strafrabatt

Im Prozess gegen die terroristische "Sauerland-Gruppe" fordert die Verteidigung auch für den vierten und letzten Angeklagten ein mildes Urteil. Attila Seleks Rolle bei den Anschlagsvorbereitungen sei untergeordnet gewesen.

Der Angeklagte Attila Selek spricht in Düsseldorf im Oberlandesgericht durch eine Glasscheibe mit seinen Anwälten.

Der Angeklagte Attila Selek spricht in Düsseldorf im Oberlandesgericht durch eine Glasscheibe mit seinen Anwälten.

(Foto: dpa)

Auch für den vierten und letzten Angeklagten im Prozess gegen die terroristische "Sauerland-Gruppe" haben die Verteidiger einen erheblichen Strafrabatt gefordert. Attila Selek solle zu höchstens vier Jahren Haft verurteilt und seine Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt werden, sagte Anwalt Axel Nagler vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht. Der 24-Jährige solle noch am Tag des Urteils auf freien Fuß gesetzt werden. Mit dem Schlussvortrag der Anwälte Seleks endeten die Plädoyers in dem Prozess. Das Urteil soll am 4. März gesprochen werden.

Anwälte: Umfassende Geständnisse anerkennen

Selek hatte in der Türkei die Zünder für die geplanten Autobomben beschafft und war dort festgenommen worden. Nach Ansicht der Verteidigung muss die einjährige Auslieferungshaft in der Türkei und die bald zweijährige Untersuchungshaft in Deutschland angemessen auf das Strafmaß angerechnet werden. Außerdem habe erst sein Geständnis zum Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Terrorhelfer Mevlüt K. geführt, der ein Geheimdienst-Informant sein soll und untergetaucht ist.

Die Bundesanwaltschaft hatte mit fünfeinhalb Jahren die niedrigste Strafe für Selek gefordert und für die drei Mitangeklagten elfeinhalb bis 13 Jahre Gefängnis beantragt. Die Verteidiger haben wegen der umfassenden Geständnisse von Fritz Gelowicz, Adem Yilmaz und Daniel Schneider für Haftstrafen unter zehn Jahren plädiert.

Anklage: Massenmord war geplant

Die vier Angeklagten Daniel Schneider (l-r), Atilla Selek, Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz in Düsseldorf im Verhandlungssaal des Oberlandesgerichtes.

Die vier Angeklagten Daniel Schneider (l-r), Atilla Selek, Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz in Düsseldorf im Verhandlungssaal des Oberlandesgerichtes.

(Foto: dpa)

Aus Sicht der Bundesanwaltschaft haben die vier Islamisten mit gewaltigen Autobomben einen für die Bundesrepublik einzigartigen Massenmord geplant. Für Seleks Verteidiger Manfred Gnjidic handelt es sich dagegen um den "größten untauglichen Versuch eines terroristischen Anschlags". Die Gruppe sei monatelang überwacht worden, das für die Bomben gekaufte Wasserstoffperoxid sei von den Fahndern durch eine ungefährliche dreiprozentige Lösung ausgetauscht worden. Von den 26 Zündern seien nur drei funktionstüchtig gewesen.

Die Rolle Seleks bei den Anschlagsvorbereitungen war nach Darstellung der Anwälte untergeordnet. Er habe nie richtig hinter den Terror-Plänen gestanden, sei aber dem Anführer der Gruppe, Fritz Gelowicz (30) in "Nibelungentreue" verbunden gewesen. Er habe versucht, Gelowicz von den Anschlägen abzubringen. "Ihm war die ganze Zeit nicht wohl", sagte Nagler.

Selek habe nach der Terrorausbildung in Waziristan auch nicht den Treueid auf die Islamische Dschihad Union (IJU) geschworen. Somit müsse der Vorwurf der Unterstützung einer ausländischen Terrorvereinigung fallen gelassen werden. "Er steht vor einem Trümmerhaufen und ist deshalb auch depressiv geworden", sagte Gnjidic über seinen Mandanten.

Am Vortag hatte der Anwalt des jüngsten Angeklagten Daniel Schneider für seinen Mandanten unter zehn Jahre Haft gefordert. Der 24-Jährige solle nach dem Jugendstrafrecht verurteilt werden, beantragte Anwalt Johannes Pausch.

Quelle: ntv.de, dpa

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