Solingen bleibt im Gedächtnis Appelle für Verständigung
26.05.2008, 20:32 UhrZum 15. Jahrestag des ausländerfeindlichen Brandanschlages von Solingen mit fünf Toten haben Politiker für ein friedliches Miteinander von Deutschen und Zuwanderern geworben. "Der Brandanschlag von Solingen war eine Zäsur", sagte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) bei der Gedenkfeier in Solingen. "Für viele Menschen in Solingen und überall in Deutschland gab er Anstoß, sich für das Miteinander von Deutschen und Türken einzusetzen." Beim Anschlag von Rechtsradikalen waren am 29. Mai 1993 fünf Mädchen und junge Frauen der Familie Genc ums Leben gekommen.
Der Bundesinnenminister betonte: "In Deutschland darf es keine Gegenden geben, die einzelne Menschen aus Sicherheitsgründen besser meiden sollten." Videokameras an öffentlichen Plätzen könnten dabei die Sicherheit erhöhen. "Wir müssen entschieden gegen fremdenfeindlich oder rassistisch motivierte Straftaten vorgehen und jeden Verdacht unbedingt ernst nehmen", unterstrich Schäuble. In Anspielung auf den Brand in Ludwigshafen im Februar sagte der Minister: "Wir sollten uns aber vor Unterstellungen und falschen Schlussfolgerungen hüten."
Neben Schäuble standen der nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet (CDU), die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Maria Böhmer, und das türkische Regierungsmitglied Mustafa Sait Yazicioglu auf der Rednerliste. Über den Anschlag von 1993 sagte Laschet:. "Dies war nicht nur ein Anschlag auf türkeistämmige Menschen. Es war ein Anschlag auf Deutschland und die Werte des Grundgesetzes."
Zum 15. Jahrestag des Anschlages auf das Haus der Familie Genc sollte erstmals der Genc-Preis für Versöhnung vergeben werden. Träger der mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Auszeichnung sind der Ludwigshafener Familienvater Kamil Kaplan, der bei dem Hausbrand im Februar mehrere Familienangehörige verloren hatte, und Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU). Schramma hatte sich für den umstrittenen Bau einer neuen Moschee in Köln eingesetzt. "Beide stehen für ein friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft und für eine Haltung der Versöhnung", sagte Laschet.
Staatsministerin Böhmer betonte: "Die schrecklichen Bilder der Brandanschläge von Mölln und Solingen haben sich in unser Gedächtnis gebrannt. Sie sind Teil der kollektiven Erinnerung der zugewanderten wie der einheimischen Bevölkerung unseres Landes. Wir müssen diese Erinnerung wachhalten, damit sich solche Ereignisse nie wiederholen." Sie dankte dem Preisträger Kamil Kaplan: "Sie haben trotz ihres schweren Verlustes Worte der Versöhnung gefunden. Ich will alles tun, damit Ihr Wunsch, dass Deutsche und Türken in bester Freundschaft miteinander leben, Wirklichkeit wird."
Quelle: ntv.de