Politik

Regierung will Video-Überwachung stoppen Arbeitnehmer sollen besser geschützt sein

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Als Konsequenz aus Daten- und Überwachungsaffären bei Deutscher Bahn, Lidl oder Telekom will die Bundesregierung den Datenschutz für Arbeitnehmer erhöhen. So soll die heimliche Videoüberwachung verboten und bei Bewerbungen das Ausspähen in sozialen Netzwerken untersagt werden. Korruptionsbekämpfung bleibt aber möglich.

Die Bundesregierung hat sich nach weitgehend übereinstimmenden Zeitungsinformationen auf ein Gesetz zum Arbeitnehmer-Datenschutz verständigt. Ein entsprechender Referenten-Entwurf aus dem Innenministerium von Thomas de Maizière sei mit den Ressorts für Wirtschaft, Arbeit und Justiz abgestimmt ist, schreibt die Zeitung "Die Welt". Darin heiße es, die Regierung wolle Beschäftigte am Arbeitsplatz vor Bespitzelungen schützen und den Unternehmen verbindliche Vorschriften für den Kampf gegen Korruption an die Hand geben.

Die Regelung soll an diesem Mittwoch im Kabinett verabschiedet werden, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Sie sehe nach Angaben aus Regierungskreisen vor, dass Beschäftigte am Arbeitsplatz nun nicht mehr heimlich durch Videokameras überwacht werden. Zwar sollen Arbeitgeber auch weiterhin im Kampf etwa gegen Korruption Mitarbeiter kontrollieren dürfen - allerdings würde es erschwert, Daten ohne Wissen der Beschäftigten zu sammeln.

Überhaupt keine Videos mehr

Laut "Welt" soll die heimliche Videoüberwachung von Arbeitnehmern künftig ausnahmslos verboten sein. In ersten Gesetzentwürfen de Maizières war der verdeckte Einsatz von Kameras noch unter bestimmten Voraussetzungen vorgesehen. Auch das Ausspähen von Betriebsstätten, die überwiegend der privaten Lebensführung dienen, soll künftig unzulässig sein. Als Beispiele sind in dem Entwurf, der der Zeitung vorliegt, Sanitär-, Umkleide- und Schlafräume aufgeführt.

Offene Videoüberwachung beispielsweise an Firmeneingängen oder zur Qualitätskontrolle soll dagegen möglich sein - "soweit sie zur Wahrung wichtiger betrieblicher Interessen erforderlich" ist, Interessen der Angestellten nicht entgegenstehen und sie auf die Kameras hingewiesen werden.

Kein Spähen über Facebook

Künftig Tabu: Das Ausspähen von Profilen potenzieller Bewerber in sozialen Netzwerken.

Künftig Tabu: Das Ausspähen von Profilen potenzieller Bewerber in sozialen Netzwerken.

(Foto: picture alliance / dpa)

Erstmals umfassend gesetzlich geregelt wird den Berichten zufolge das Bewerbungsverfahren: So darf ein Arbeitgeber künftig keine Daten mehr aus sozialen Internet-Netzwerken wie Facebook erheben, um sich über den Kandidaten zu informieren. Eine Ausnahme gilt nur für Internetdienste, die gerade der eigenen Präsentation des Bewerbers gegenüber möglichen Arbeitgebern dienen.

Der Gesetzentwurf stelle zudem klar, dass ärztliche Untersuchungen nur dann zur Einstellungsbedingung gemacht werden dürfen, wenn der Gesundheitszustand des Bewerbers "eine wesentliche und entscheidende berufliche Anforderung zum Zeitpunkt der Arbeitsaufnahme" darstellt. Die Notwendigkeit eines Bluttests beispielsweise muss künftig nach diesem Maßstab begründet werden.

Korruptionsbekämpfung bleibt erlaubt

Ausführlich widmet sich der Entwurf der Gratwanderung zwischen Datenschutz und Korruptionsbekämpfung. Umfangreiche Abgleiche von Mitarbeiterdaten (Screening) sind dem Bericht zufolge nur unter strengen Voraussetzungen erlaubt. Geregelt würden laut Entwurf auch die Bedingungen, unter denen Firmen die Telekommunikation ihrer Angestellten wie Telefonate oder E-Mail-Verkehr kontrollieren dürfen.

Die Regierung reagiert mit dem Gesetzentwurf unter anderem auf die Datenaffären der vergangenen Jahre in großen Unternehmen wie Lidl, Deutsche Bahn oder Deutsche Telekom.

Quelle: ntv.de, dpa

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