Politik

Wachsende Kluft zwischen Reich und Arm Arbeitslose und allein Erziehende besonders von Armut bedroht

Der erste Armuts- und Reichtumsbericht der rot-grünen Bundesregierung, der umfassend die soziale Lage in Deutschland bis 1998 beschreibt, ist eindeutig: Die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland ist in den vergangen Jahrzehnten vor allem bei den Einkommen gewachsen. Das Gefälle bei den Vermögen ist riesig.

So schwierig die Definition von Armut ist - ist doch Armut als konkrete Existenznot in Deutschland äußerst selten - so gelten gemeinhin Personen dann als arm, wenn sie nicht aus eigener Kraft einen angemessenen Lebensunterhalt bestreiten können. Was als angemessen angesehen wird, hängt von den Lebensbedingungen einer Gesellschaft ab. Nach einer Definition der EU gilt derjenige als arm, der weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens verdient.

Je nach Armutsdefinition waren 1998 im Westen 3,9 bis 11,9 Millionen Menschen einkommensarm. Im Osten waren es 0,5 bis 1,8 Millionen Menschen. Besonders Arbeitslose, allein Erziehende, kinderreiche Familien, Zuwanderer und Ungelernte sind von Armut und damit sozialer Ausgrenzung bedroht.

Als einkommensreich galten 1998 zwei Millionen Haushalte. Sie verdienten mindestens das Doppelte des durchschnittlichen Nettoeinkommens. Die Zahl der Einkommensmillionäre stieg auf 13.000. Sie verdienten im Durchschnitt rund drei Mio. DM jährlich. Der Großteil von ihnen kommt aus dem Westen, lediglich 229 lebten im Osten.

Dass die Kluft zwischen Ost und West noch groß ist, zeigt sich auch beim durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommen: Während es 1998 in den alten Bundesländern bei 61.800 DM lag, betrug es in den neuen Ländern lediglich 47.400 DM.

Die Zahl der Vermögensmillionäre ist auf 1,5 Millionen gestiegen. 1960 waren es Schätzungen zufolge erst 14.000 und 1973 insgesamt 217.000.

Aber nicht nur die Zahl der Millionäre, auch die der Sozialhilfeempfänger ist drastisch gestiegen: So beziehen im Westen viermal soviel Menschen Sozialhilfe als noch 1973. Im Osten hat sich deren Zahl seit 1991 verdoppelt. Insgesamt erhielten 1998 knapp 2,9 Millionen Menschen Sozialhilfe. Dies entspricht einem Anteil von 3,5 Prozent der Bevölkerung. Dabei lag die Quote im Westen mit 3,7 Prozent erheblich höher als im Osten mit 2,7 Prozent. Die größte Gruppe der Sozialhilfe-Empfänger stellten mit 1,1 Millionen Kinder unter 18 Jahren.

Das größte Sozialhilferisiko haben mit Abstand allein erziehende Mütter. Auch junge Familien mit kleinen Kindern besitzen ein erhöhtes Armutsrisiko, ebenso wie Arbeitslose, Aussiedler und gering Qualifizierte. Am geringsten sind die Sozialhilfequoten bei kinderlosen Ehepaaren.

Quelle: ntv.de

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