"Unglückliche Wortwahl" Ärger für Polizei-Rüffel
24.07.2009, 19:10 UhrNach dem Wirbel um seine harte Kritk am Verhalten der Polizei gegenüber einem schwarzen Wissenschaftler bemüht sich US-Präsident Obama persönlich um Schadensbegrenzung.

Obama bedauert, dass er selbst zu dem Medienwirbel beigetragen und von seinen Reformplänen abgelenkt hat.
(Foto: AP)
US-Präsident Barack Obama hat seine Kritik an der Polizei wegen der Festnahme eines afroamerikanischen Universitätsprofessors öffentlich bedauert. Seine Wortwahl sei "unglücklich" gewesen, sagte Obama im Weißen Haus. Sein Bedauern habe er auch persönlich in einem Telefonat gegenüber dem Polizisten geäußert, dessen Verhalten er zwei Tage zuvor als "dumm" kritisiert hatte.
Mit seinem kurzfristig anberaumten Presseauftritt bemühte sich Obama um Schadensbegrenzung. Sein Polizisten-Rüffel war von politischen Gegnern, aber auch in vielen US-Medien als einseitige Parteinahme kritisiert worden. Im Mittelpunkt des Wirbels steht der schwarze Harvard-Professor Henry Louis Gates, der die Tür zu seiner eigenen Wohnung aufgebrochen hatte. Die Polizei nahm ihn daraufhin kurzzeitig wegen Einbruchsverdacht fest. Der Professor warf den Beamten rassistische Vorurteile vor, der Streit eskalierte öffentlich.
Obama hatte der Polizei in der Affäre zunächst "dummes Verhalten" attestiert. Er räumte nun ein, dass er mit seiner Kritik an der Polizei des Ortes Cambridge "leider" den Eindruck erweckt habe, er wolle die Beamten "verleumden". Dies sei aber nie seine Absicht gewesen. Er glaube, dass es in der Angelegenheit um den vermeintlichen Einbruch auf beiden Seiten "Überreaktionen" gegeben habe. Dies habe er auch im Gespräch mit dem Polizisten klar gemacht. Der Beamte, der Professor Gates festnahm, sei ein "hervorragender Polizist und guter Mann".
Vorfall lenkt von Gesundheitsreform ab

Harte Zeiten für den US-Präsidenten: Schlechte Umfrage-Ergebnisse, Verzögerung der Gesundheitsreform und nun der Ärger um seine Äußerungen zur Polizei.
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Die Diskussion in den Medien über Obamas Bemerkungen überschattete sein Werben um die Gesundheitsreform, die eigentliches Thema der Pressekonferenz am Mittwochabend war, auf der Obama seine Kritik an der Polizei geäußert hatte. "Niemand hat in den vergangenen zwei Tagen der Gesundheitsreform große Aufmerksamkeit geschenkt", sagte Obama nun. Er habe mit seinen Worten "zu dem Medienwirbel beigetragen", bedauerte der Präsident.
Zuvor hatte bereits Präsidentensprecher Robert Gibbs gesagt, wenn der Präsident gewusst hätte, "welch eine Ablenkung und Besessenheit das auslösen würde, würde er es wohl bedauern." Gibbs betonte, der Präsident habe großen Respekt für die "harte Arbeit" der Polizei.
Rassismus-Vorwurf gegen Polizisten
Gates hatte der Polizei vorgeworfen, ihn wegen rassistischer Vorbehalte festgenommen zu haben. Nachbarn hatten die Beamten zum Haus des Professors gerufen, nachdem dieser seine Tür wegen eines defekten Schlosses aufgebrochen hatte. Gates beklagte, die Beamten hätten ihn aus seinem eigenen Haus zur Wache geschleppt.
Die Polizisten machten hingegen geltend, der Professor habe während ihres Einsatzes "randaliert" und nicht nachgewiesen, dass er der Bewohner des Hauses sei. Obama hatte in seiner Pressekonferenz darauf hingewiesen, dass es in den USA eine "lange Geschichte" von unverhältnismäßigem Vorgehen der Polizei gegen Afroamerikaner gebe.
Quelle: ntv.de, AFP