Politik

Schwere Kämpfe in Aleppo Armee startet Bodenoffensive

Ein Kämpfer der Freien Syrischen Armee in Aleppo. Inzwischen verlieren die Rebellen die Kontrolle über die Stadt.

Ein Kämpfer der Freien Syrischen Armee in Aleppo. Inzwischen verlieren die Rebellen die Kontrolle über die Stadt.

(Foto: REUTERS)

Das syrische Militär verstärkt seine Truppen und beginnt mit intensiven Angriffen auf Rebellenstellungen in Aleppo. Die nördliche Hälfte der Millionenstadt ist regelrecht eingekreist. Den Assad-Gegnern bleibt nur der Rückzug.

Die syrische Armee hat nach Angaben aus Kreisen der Sicherheitsbehörden ihre angekündigte Bodenoffensive in der  begonnen. Das Militär dringe "von Westen nach Osten" in den von den Aufständischen gehaltenen Stadtteil Salaheddin ein, "um ihn in zwei Hälften zu teilen", sagte ein ranghoher Beamter der Nachrichtenagentur AFP. "Es wird nicht lange dauern, bis wir das Viertel kontrollieren, auch wenn einige Widerstandsnester zurückbleiben", ergänzte er.

Ein örtlicher Kommandeur der Freien Syrischen Armee (FSA) bestätigte, dass das Militär mit Panzern nach Salaheddin eindringe. Etwa 6000 bis 8000 Rebellen stehen in Aleppo etwa 20.000 Regierungssoldaten gegenüber, die dort zusammengezogen wurden. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London sind vor allem auch die Viertel Kartadschi, Tarik al-Bab und Schaar weiter heftig umkämpft. Die Aufständischen hielten nach eigenen Angaben zuletzt etwa zwei Drittel Aleppos, gaben aber inzwischen in heftig umkämpften Teilen Stellungen auf.

"Wir sind auf dem Rückzug, weg von hier", rief ein einzelner Kämpfer der Rebellen Reuters-Journalisten entgegen, als diese im Bezirk Salaheddin ankamen. Ein über die ganze vergangene Woche hinweg von den Rebellen kontrollierter Checkpoint war nicht mehr zu sehen. Lediglich eine Fahne der Opposition markierte noch den ehemaligen Übergang.

Schwere Waffen im Einsatz

Am Morgen wurden in der Stadt laut der Beobachtungsstelle zwölf Menschen, darunter mindestens eine Frau und zwei Kinder, getötet, als eine Rakete in ein Haus einschlug. Am Dienstag waren in Syrien demnach landesweit 225 Menschen getötet worden, darunter 129 Zivilisten.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte den Einsatz von schweren Waffen in den Wohngebieten von Aleppo. Die Organisation veröffentlichte in ihrem jüngsten Bericht Satellitenbilder aus der nordsyrischen Metropole, die 600 Einschlagkrater zeigen, die von schwerkalibrigen Artilleriegranaten stammen. "Amnesty International warnt die Konfliktparteien: Alle Angriffe auf die Bevölkerung werden genauestens dokumentiert, so dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden können", sagte der Amnesty-Experte Christoph Koettl, der die Satellitenbilder auswertete.

Viele der 2,7 Millionen Einwohner Aleppos sind in der Stadt verblieben, während die syrische Armee Stadtviertel, in denen sie Rebellen vermutet, aus der Luft und mit Panzern bombardiert.

Russischer General getötet?

Eine syrische Rebellengruppe teilte unterdessen mit, dass sie einen russischen General getötet habe, der für das syrische Verteidigungsministerium im Einsatz gewesen sein soll. Die Nachrichtenagentur Reuters erhielt ein Video von der Gruppe, die im Juli bereits die Verantwortung für die Tötung von vier Militärs der Regierung von Präsident Baschar al-Assad übernommen hatte. In der Video-Erklärung gaben die Rebellen den Namen des russischen Generals mit Wladimir Petrowitch Kochjew an. Sie zeigten zudem ein Papier, bei dem es sich um eine Kopie des Ausweises des Mannes handeln soll.

Das russische Verteidigungsministerium nannte die Darstellung der Rebellen eine Lüge. General Wladimir Kuschejew sei in Moskau im Ministerium mit Journalisten zusammengekommen, berichteten russische Nachrichtenagenturen. Die Agentur Itar-Tass zitierte Kuschejew mit den Worten: "Ich kann bestätigen, dass ich am Leben bin und es mir gut geht."

Russland hat mehrere Hundert Soldaten in Syrien stationiert, wo es unter anderem einen Marinestützpunkt unterhält. Die Regierung in Moskau ist einer der wichtigsten Verbündeten Syriens.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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