Deutschland bleibt gespalten Armutsrisiko nimmt zu
31.03.2011, 13:14 UhrEine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt einmal mehr: Zwar kommt Deutschland relativ gut aus der Wirtschaftkrise heraus. Enormen Nachholbedarf hat es aber in der Integrations- und Bildungspolitik. Soziale Ungleichheit und das Armutsrisiko steigen seit Jahren.

Die soziale Kluft in Deutschland wächst.
(Foto: dpa)
Deutschland ist nach einer internationalen Studie für die Zukunft relativ gut gerüstet, hat aber Reformbedarf bei , Integration und Bildung. Im Vergleich zu anderen Industriestaaten der OECD habe Deutschland Vorteile, heißt es in der nun veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung über Reformbedarf und Reformfähigkeit.
Die Vorteile lägen in den demokratisch-rechtsstaatlichen Rahmenbedingungen, in der Wirtschafts- und der Umweltpolitik. "Dank der Sozialen Marktwirtschaft hat Deutschland die schwerste Rezession der Nachkriegszeit deutlich besser überwunden als vergleichbare Staaten und ist insgesamt gut für die Zukunft aufgestellt", sagte der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann-Stiftung, Gunter Thielen.
Insgesamt liegt die Bundesrepublik unter den 31 untersuchten OECD-Staaten auf dem achten Platz. Auf den ersten Plätzen finden sich Schweden, Norwegen und Finnland vor Neuseeland, Dänemark, der Schweiz und Kanada. Der Schlussgruppe gehören Italien, die Slowakei, Mexiko, Griechenland und die Türkei an.
Die Forscher loben vor allem sehr gute demokratisch-rechtsstaatliche Rahmenbedingungen (Platz 6), die Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik (7) und die Umweltpolitik (5) in Deutschland.
In der Umweltpolitik heben die Forscher hervor, dass der Kampf gegen den Klimawandel parteiübergreifend sei und in der Bevölkerung einen hohen Stellenwert habe. Der Kohlendioxid-Ausstoß sei deutlich reduziert worden. Erhebliches Verbesserungspotenzial gebe es aber bei dem relativ geringen Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Energieangebot.
Soziale Ungleichheit wächst
Bemängelt werden die Integrationspolitik (Platz 20), die soziale Ungleichheit (17) und die Bildungspolitik (17) der Bundesrepublik. "Trotz der finanziellen Anstrengungen für soziale Sicherheit und Armutsbekämpfung haben die soziale Ungleichheit und das Armutsrisiko innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte zugenommen", hieß es. Die Beschäftigungssituation von Langzeitarbeitslosen und Geringqualifizierten sei immer noch problematisch, prekäre Arbeitsverhältnisse wie Mini-Jobs nähmen zu.
Besorgniserregend ist der Studie zufolge auch das Phänomen der Kinderarmut. Zudem hätten Menschen mit ausländischen Wurzeln schlechtere Chancen beim Zugang zu und auf dem Arbeitsmarkt. "Immer noch hängt der Bildungserfolg zu stark von sozioökonomischen Faktoren wie dem Einkommen oder dem Beruf der Eltern ab." Wegen der schrumpfenden Einwohnerzahl und des befürchteten Fachkräftemangels sei eine bessere Integration von Zuwanderern unumgänglich.
Quelle: ntv.de, dpa/rts