Politik

Arzneimittelreport Ärzte machen häufig abhängig

Alkoholiker bekommen von ihrem Arzt häufig starke Schlafmittel, Demenzkranken werden Beruhigungsmittel verschrieben, viele neue Antibabypillen erzeugen ein doppelt so hohes Risiko von Gefäßverschlüssen wie ältere Präparate. Die Liste der Kritik im neuen Arzneimittelreport ist lang.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Ärzte verordnen vielen Alkoholabhängigen starke Schlafmittel, die zusätzlich süchtig machen können. Das kritisieren die Autoren des neuen Arzneimittelreports der Krankenkasse Barmer GEK. Rund 14 Prozent der Alkoholkranken würden Schlafmittel verordnet. Patienten bekämen Schlafmittel häufig im klinischen Alkoholentzug, allerdings auch danach zur Behandlung  von Schlafstörungen und Angstsymptomen.

Ebenso bedenklich sei, dass jeder dritte Demenzkranke regelmäßig starke Beruhigungsmittel bekomme, obwohl diese das Sterblichkeitsrisiko erhöhten. Die Wirksamkeit der Medikamente sei aber teilweise nicht belegt, hieß es. Zudem seien die Folgen bei Langzeiteinnahme weithin ungeklärt. Experten vermuten, dass diese Art Medikamente fast systematisch genutzt wird, um die Pflege der Demenzkranken zu erleichtern. Und fast die Hälfte der 20 am häufigsten verkauften Antibabypillen enthielten Hormone mit einem doppelt so hohen Risiko von Gefäßverschlüssen wie bei älteren Präparaten. "Erprobte  Pillen der zweiten Generation bleiben die Mittel der Wahl, bei  allen anderen Pillen sind die Risiken höher oder schwer abschätzbar", erklärt Studienautor Gerd Glaeske von der Universität Bremen. Glaeske sagte, in solchen Fälle gebe es seit Jahren Warnhinweise. "Trotzdem wird weiter in kritischer Größenordnung verschrieben."

Bei den Ausgaben für Arzneimittel zeichnet der Report ein gemischtes Bild. Der Vizechef der Barmer GEK, Rolf-Ulrich Schlenker, wies darauf hin, dass die Ausgabenzuwächse durch die Spargesetze der Regierung gedrosselt worden seien.

Ein starkes Kostenplus gebe es aber bei gentechnisch hergestellten Mitteln (Biologicals) etwa gegen Rheuma, Multiple Sklerose oder Krebs. Im vergangenen Jahr sei es hier zu Steigerungsraten zwischen 8 und 17 Prozent gekommen. Auf rund 0,8 Prozent aller Versicherten entfielen damit 30 Prozent der Arzneimittelausgaben.

Quelle: ntv.de, jmü/dpa/AFP

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