Iranerin droht weiter Steinigung Aschtiani bleibt in Haft
10.12.2010, 11:17 Uhr
Sakineh Aschtiani auf einem Bild vom 4. Dezember, dass Press TV veröffentlicht hat.
(Foto: AP)
Einige wenige Stunden gibt es Hoffnung, dass die im Iran zum Tode verurteilte Sakineh Aschtiani frei ist oder frei kommt. Doch die Hoffnung zerschlägt sich jäh, als der Iran über das staatliche Fernsehen mitteilt, dass die von Steinigung bedrohte Frau nicht auf freien Fuß kommt.
Ein im iranischen Fernsehen ausgestrahltes Foto der Iranerin Sakineh Aschtiani hat im Ausland Spekulationen über eine mögliche Freilassung der zum Tod durch Steinigung verurteilten Frau ausgelöst. Doch nun stellte der staatliche Sender Press TV klar: Die Iranerin, für die sich zahlreiche Menschen im Ausland einsetzen, bleibt in Haft.
Press TV hatte am Donnerstag Bilder verbreitet, die die Frau und ihren Sohn Sadschad nicht im Gefängnis, sondern in ihrem Haus in der Kleinstadt Osku zeigten. Dies führte im Ausland zu voreiligen Folgerungen, dass die Frau freigelassen worden sei.
Die staatliche Rundfunkgesellschaft IRIB erklärte, ein Team von Press TV habe "nach Abstimmung mit der iranischen Justiz im Haus von Sakineh Aschtiani Aufnahmen über den Schauplatz des Verbrechens und Einzelheiten des Mordes aufgezeichnet". Dafür hätten sich "verschiedene Personen, die in einem Zusammenhang mit dieser Akte stehen, zu der Tat und den damit unmittelbar in Verbindung stehenden Geschehnissen geäußert".
Aschtiani selbst habe "vor dem Fernsehteam über die Einzelheiten der Ermordung ihres Ehemannes und den Schauplatz des Verbrechens" gesprochen, heißt es in der Mitteilung, die "dem Westen" zugleich "politische Motive" in der Berichterstattung vorwirft.
Drei Tage Gefängnis verlassen
Die in Deutschland lebende iranische Dissidentin Mina Ahadi hatte in Medien zunächst verkündet, dass Aschtiani freigelassen worden sei. Später revidierte sie aber ihre Aussage und sagte, dass sie lediglich Hinweise habe auf eine baldige Freilassung. Berichte, wonach die zum Tod Verurteilte bereits freigelassen worden sei, könne sie doch nicht bestätigen.
Die iranische Justiz hat sich zu den jüngsten Entwicklungen noch nicht geäußert. Nach Angaben informierter Kreise hat Aschtiani in der ersten Dezemberwoche zumindest für drei Tage das Gefängnis in Täbris im Nordwesten des Irans für den Beitrag in Press TV verlassen, stand jedoch unter strenger Bewachung. Die Sendung soll an diesem Freitag gezeigt werden.
Druck ist erheblich
IRIB strahlte bereits am Donnerstagabend eine Sondersendung über Aschtiani aus, in der die Nachbarn der Frau zu dem Fall befragt wurden. Alle Interviewten gaben an, sie seien überzeugt, dass Aschtiani in den Mordfall an ihrem Mann im Jahre 2006 verwickelt gewesen sei. Sie habe ihn zunächst mit einer Spritze betäubt, bevor ihr Liebhaber ihn dann ermordet habe, so die Version der Nachbarn vor der Fernsehkamera. Die Frau habe den Mord angeblich auch selber bereits gestanden. Die Sendung "Ras" (Geheimnis) warf dem Westen und der ausländischen Presse erneut vor, das Ansehen des Iran durch diesen Fall beschädigen zu wollen.
Aschtiani war vor mehr als vier Jahren zunächst wegen Ehebruchs verhaftet und zum Tod durch Steinigung verurteilt worden. Das Urteil löste weltweit heftige Proteste aus, Teheran setzte die Steinigung vorläufig aus. Beobachter in Teheran glauben, dass Aschtiani wegen des großen internationalen Drucks mit einer Haftstrafe davonkommen könnte.
Quelle: ntv.de, hvo/dpa