"Gesicht und Stimme des Irak" Asis soll sterben
26.10.2010, 21:08 Uhr
Asis auf einer Aufnahme von Anfang September.
(Foto: AP)
Er galt lange als "das freundliche Gesicht des Irak": Der frühere Außenminister Asis. Nun soll er hingerichtet werden - durch den Strang. Damit wird Asis für Verbrechen gegen die Schiiten im Irak verurteilt.
Wegen der gewaltsamen Unterdrückung von Schiiten im Irak ist der frühere Vize-Regierungschef des Landes, Tarik Asis, zum Tode verurteilt worden. Das Oberste Strafgericht in Bagdad verhängte die Höchststrafe gegen den langjährigen Vertrauten des gestürzten Machthabers Saddam Hussein sowie gegen zwei weitere Angeklagte. EU-Außenministerin Catherine Ashton kritisierte die Urteile.
In der im irakischen Staatsfernsehen übertragenen Urteilsbegründung sagte der Gerichtspräsident, es gebe "ausreichend" Beweise dafür, dass Asis sich an Morden und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt und diese auch selbst begangen habe. Einem Gerichtssprecher zufolge wurden die Urteile wegen der Unterdrückung schiitischer Parteien und der Ermordung schiitischer Anführer in den 1980er Jahren verhängt. Als Beispiel führte er die Ermordung des Religionsgelehrten Mohammed Baker al Sadr im Jahr 1980 an. Dieser war Gründer der Partei Dawa, der auch der heutige irakische Ministerpräsident des Irak Nuri al Maliki angehört.
Nach 1980 wurden gegen viele Mitglieder der Dawa-Partei Todesurteile verhängt. Asis hatte im April 1980 auf dem Gelände der Mustansarija-Universität in Bagdad einen Attentatsversuch überlebt. Für die Handgranatenattacke machte er die Dawa-Partei verantwortlich.
Strafe für Unterdrückung
Nach Angaben des irakischen Staatsfernsehens wurden neben Asis auch der frühere Innenminister Saadun Schaker sowie Abid Hamud, ehemaliger Sekretär des Ende 2006 hingerichteten irakischen Staatschefs Saddam Hussein, zum Tode verurteilt. Gegen die Urteile können die Angeklagten Berufung einlegen. Die Urteile müssen zudem noch vom Präsidialrat bestätigt werden, bevor sie vollstreckt werden können.
Unter Saddam Hussein wurden im Irak die Schiiten brutal unterdrückt; sie machen die Bevölkerungsmehrheit in dem Land aus. Nach einem fehlgeschlagenen Anschlag auf Saddam Hussein in dem Dorf Dudschail nördlich von Bagdad wurden dort 1982 bei einem Massaker 148 Schiiten getötet. Wegen dieses Massakers wurde Saddam Hussein zum Tode verurteilt. Eine zweite Welle der Gewalt gegen die Schiiten folgte nach ihrem Aufstand gegen den damaligen Machthaber 1991.
Mehrfach verurteilt
Asis war unter Saddam Hussein lange Zeit Außenminister und Informationsminister und galt als ihm bedingungslos ergeben. Er war der einzige Christ in der irakischen Führungsriege. Im Ausland galt Asis als Gesicht und Stimme des Irak unter Saddam. Voriges Jahr warf Asis US-Präsident Barack Obama in einem Zeitungs-Interview vor, den Irak wegen des geplanten Abzugs der amerikanischen Truppen "den Wölfen vorzuwerfen".
Der heute 74-jährige Asis hatte sich im April 2003 nach dem US-Einmarsch im Irak der US-Armee ergeben. Wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zusammenhang mit der Hinrichtung von 42 Kaufleuten im Jahr 1992 war er bereits 2009 von einem irakischen Gericht zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Im August desselben Jahres wurde er wegen der Verfolgung irakischer Kurden in den 80er Jahren zu weiteren sieben Jahren Haft verurteilt. Asis war im vergangenen Januar in einem US-Militärkrankenhaus behandelt worden. Er sitzt nach letzten Informationen in einem Gefängnis im Bagdader Schiiten-Vorort Kadhemija.
Asis' Sohn Siad Asis bezeichnete das Urteil als "Akt der Rache und der Vernichtung jedes Menschen, der Verbindungen zur Vergangenheit hat". Er sei über die Strafe für seinen Vater "erstaunt" und das Urteil sei eine "Schande", erklärte der Sohn in Jordanien.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts