Politik

Uno verlängert Beobachtermission Assad-Regime schwächelt

Kämpfer der Freien Syrischen Armee feiern ihren Etappensieg in der Nähe von Idlib im Norden Syriens.

Kämpfer der Freien Syrischen Armee feiern ihren Etappensieg in der Nähe von Idlib im Norden Syriens.

(Foto: REUTERS)

Selbst im Zentrum von Damaskus kämpfen Regimegegner jetzt gegen die syrische Armee. Der Bürgerkrieg fordert in allen Landesteilen immer mehr Todesopfer. Das Regime zeigt erste Zersetzungserscheinungen - Offiziere fliehen in die Türkei, der Sicherheitschef stirbt nach einem Attentat und angeblich ist ein Drittel der Soldaten desertiert.

Die syrische Staatsmacht verliert im eskalierenden Bürgerkrieg offensichtlich immer mehr die Kontrolle. Selbst im Zentrum der Hauptstadt Damaskus lieferten sich bewaffnete Oppositionsanhänger am Freitag Gefechte mit Einheiten des Regimes. Rebellen überrannten nach eigenen Angaben drei Grenzposten zur Türkei. Der UN-Sicherheitsrat in New York verlängerte die umstrittene UN-Beobachtermission in Syrien um 30 Tage - darauf einigte sich der Weltsicherheitsrat mit den Stimmen Russlands und Chinas.

Die reguläre Armee Syriens löst sich nach dem blutigen Schlag gegen den innersten Machtzirkel vom Mittwoch laut Opposition immer weiter auf. Schätzungen von Regimegegnern, wonach inzwischen ein Drittel der Soldaten desertiert sein soll, ließen sich von unabhängiger Seite nicht bestätigen. Dem Attentat in der Machtzentrale von Damaskus soll inzwischen auch der regimetreue Chef der Nationalen Sicherheitsbehörde, Hischam Bachtiar, erlegen sein.

Blutigster Tag seit Beginn des Aufstands

Ein syrischer General und 20 weitere Offiziere flüchteten am Freitag in die Türkei. Damit seien nun 22 Generäle desertiert und aus dem Nachbarland über die Grenze gekommen, berichteten türkische Medien. Nach Angaben der Behörden sind derzeit mehr als 43.000 Syrer in der Türkei als Flüchtlinge registriert. Sie sind in Zeltstädten und Containerlagern untergebracht.

Landesweit starben bis zum Nachmittag nach Angaben von Aktivisten knapp 100 Menschen. Mit 310 Toten war der Donnerstag der bislang blutigste Tag seit Beginn der Proteste gegen Präsident Assad im März 2011 gewesen, wie die Aufständischen mitteilten. Eine unabhängige Berichterstattung aus Syrien ist nur sehr schwer möglich.

Informationsministerium dementiert Rücktrittsgerüchte

Spekulationen, wonach Präsident Baschar al-Assad zum Rückzug bereit sei, wies das syrische Informationsministerium zurück. Zuvor hatte der russische Botschafter in Paris, Alexander Orlow, gesagt, Assad sei sich der Ausweglosigkeit seiner Lage bewusst. "Er hat akzeptiert, sich zurückzuziehen", sagte Orlow dem Radiosender RFI. Voraussetzung sei geordneter Übergang.

Beerdigung der getöteten Regimemitglieder. Assad verlor beim Attentat am Mittwoch mindestens vier Gefolgsleute.

Beerdigung der getöteten Regimemitglieder. Assad verlor beim Attentat am Mittwoch mindestens vier Gefolgsleute.

(Foto: AP)

In Damaskus versuchten Regierungstruppen, bewaffnete Aufständische aus einigen Vierteln zu vertreiben, die diese am Vortag unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Aktivisten berichteten von mehreren Explosionen in der Stadt. Zahlreiche Familien verbrachten die Nacht in Moscheen und Kirchen. Sie hatten dort am Vortag Zuflucht gesucht, weil es nahe ihrer Wohnungen Kämpfe gegeben hatte.

Nach dem Freitagsgebet sollen Demonstranten mit der Losung auf die Straße gegangen sein, der Sieg über Assad werde während des Ramadans errungen werden. An diesem Freitag hat für die Muslime weltweit der Fastenmonat Ramadan begonnen.

Mandat der UN-Beobachter vorerst verlängert

Im UN-Sicherheitsrat stimmten alle 15 Mitglieder für den von Großbritannien eingereichten Resolutionsentwurf. Damit bleiben die Beobachter für weitere 30 Tage in Syrien. Das Mandat der Truppe dürfe danach aber nur verlängert werden, wenn keine schweren Waffen mehr zum Einsatz kämen. Laut UN setzt das Regime Kampfpanzer, Artillerie und Kampfhubschrauber in Wohngebieten ein. Wenn der Rückzug in diesem Zeitraum nicht stattfinde, werde die Mission abgezogen, hieß es. Russland und China hatten am Donnerstag einen Resolutionsentwurf blockiert, der auch Sanktionen gegen das Assad-Regime vorsah.

Ein Militäreinsatz der Nato unter UN-Mandat in Syrien kommt aus Sicht von Verteidigungsminister Thomas de Maizière weiterhin nicht infrage. Derzeit sei man weit weg von einer Resolution der Vereinten Nationen, sagte der CDU-Politiker in der ARD. Außerdem wäre ein solcher Einsatz aus militärischer Sicht schwierig.

Die EU-Außenminister wollen am Montag weitere Sanktionen gegen Syrien beschließen. Zwischen zwanzig und dreißig Personen und zwei bis drei Firmen oder Organisationen sollten neu auf die Sanktionsliste gesetzt werden, kündigten EU-Diplomaten in Brüssel an. Die EU versucht mit ihren Strafmaßnahmen, den Handlungsspielraum der Führung von Präsident Assad einzuschränken. Dazu friert die EU Gelder auf ausländischen Konten ein oder verhängt Reisesperren.

Quelle: ntv.de, AFP/rts/

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