Politik

Umzingelt von Feinden Assad: Warum sollte ich töten?

Syriens Machthaber Assad.

Syriens Machthaber Assad.

(Foto: dpa)

Beobachter diagnostizieren immer wieder, dass Syriens Machthaber Assad der realen Welt schon entrückt sein könnte. In einem Interview stellt er einige skurrile Behauptungen auf. Etwa, dass das Volk hinter ihm stehe. Unterdessen beschließen die UN eine Rückkehr in das geschundene Land.

Überraschende Aussagen: Der syrische Präsident Baschar al-Assad hat sich in einem Interview überzeugt gegeben, dass ihn die Mehrheit seines Volkes unterstützt. Ansonsten wäre er schon lange gestürzt worden, sagte Assad der türkischen Zeitung "Cumhuriyet", die das Interview in Teilen über mehrere Tage hinweg veröffentlichte. Alle, die mit seinem Sturz innerhalb kürzester Zeit gerechnet hätten, die hätten sich verrechnet, sagte Assad.

Er sieht sein Land angegriffen von militanten Islamisten und bedroht von der Feindseligkeit des Westens und der Türkei. "Das große Spiel gegen Syrien ist weit größer, als wir gedacht hatten. Das Ziel besteht darin, Syrien zu zerschlagen oder einen Bürgerkrieg vom Zaun zu brechen", sagte Assad. Der Kampf gegen den Terrorismus werde entschlossen weitergehen, bis er geschlagen sei.

"An meiner Seite"

Assad zog einen Vergleich mit dem Schah von Persien, der eine starke Armee gehabt habe und von der ganzen Welt unterstützt worden sei. Trotzdem habe er dem Volksaufstand 1979 nicht widerstehen können. "Wenn ich in derselben Situation wäre, dass ich nicht das Volk hinter mir hätte, dann würde ich mich auch nicht halten können. Ich wäre gestürzt worden. Wie kommt es denn sonst, dass ich noch da bin?", fragte er. Er sehe die überwältigende Mehrheit des Volkes im Kampf gegen den Terrorismus an seiner Seite. "Wir führen einen Krieg gegen terroristische Gruppen, nicht gegen das Volk", sagte er.

Bei dem gewaltsamen Vorgehen der Führung gegen die Proteste oppositioneller Kräfte in Syrien sind nach Schätzung von Menschenrechtsgruppen und westlicher Politiker mehr als 15.000 Menschen getötet worden. Ein Plan des Syrien-Gesandten von Vereinten Nationen und Arabischer Liga, Kofi Annan, sieht eine Übergangsregierung aus Vertretern der bisherigen Führung und der Opposition vor. Anders als Russland will der Westen zudem einen Rücktritt Assads. Der sagte dazu: "Schauen Sie sich die Lage an: Amerika ist mein Feind, der ganze Westen ist mein Feind, Länder der Region sind meine Feinde. Dank meines Volkes bin ich noch da ... Warum sollte ich die Menschen töten, die mich unterstützen?"

Hilfe in seiner Argumentation erhielt Assad vom irakischen Außenminister Hoschijar Sebari. Der Irak habe sichere Informationen, dass Mitglieder des terroristischen Al-Kaida-Netzwerkes vom Irak aus nach Syrien eingedrungen seien, um dort Anschläge zu verüben, sagte er. Auch die UN gehen davon aus, dass zwei Selbstmordanschläge im Mai in Damaskus die Handschrift der Al-Kaida tragen.

Da die syrische Opposition sehr zersplittert und uneinig ist, ist es schwer einzuschätzen, welche Gruppierungen an dem Aufstand gegen Assad in welchem Umfang beteiligt sind. Ebenso unklar sind die Wege, auf denen Waffen in das Land gelangen. Die Schweiz stoppte aus diesem Grund jegliche Waffenlieferungen an die Vereinigten Arabischen Emirate, weil dorthin verkaufte Handgranaten aus Schweizer Produktion in Syrien aufgetaucht waren.

UN-Beobachter kommen zurück

Die unbewaffneten UN-Militärbeobachter im Land wollen ihre Arbeit in der kommenden Woche wieder aufnehmen. Der Leiter der UN-Mission, General Robert Mood, sagte am, die Teams sollten dann wieder in acht Städten dauerhaft präsent sein. Der Einsatzplan hänge jedoch von der aktuellen Sicherheitslage ab und werde täglich überprüft, fügte er einschränkend hinzu. Die Konfliktparteien rief er auf, ihren Bekenntnissen zu einer Waffenruhe auch Taten folgen zu lassen.

Die UN-Beobachter hatten ihre Operationen wegen der gestiegenen Gefahr am 15. Juni unterbrochen. Ihr Mandat endet am 20. Juli. Mood hatte jedoch erklärt, er vermute, dass sich die Vereinten Nationen auch über diesen Termin hinaus in Syrien engagieren wollten.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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