Wieder Blutbad in Syrien Assad lässt Deserteure jagen
20.12.2011, 16:45 UhrRund 100 abtrünnige Soldaten sollen von Truppen des Regimes zusammengetrieben und erschossen oder verletzt worden sein. Vertreter der Arabischen Liga sind auf dem Weg nach Damaskus. Kanzlerin Merkel fordert ein Ende der Gewalt.
Das syrische Regime geht offenbar weiter mit aller Härte gegen Soldaten vor, die zur Protestbewegung überlaufen. Bei neuen Vorfällen seien in der Provinz Idleb rund 100 Deserteure getötet oder verletzt worden, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London. Bereits am Montag sollen demnach in der Provinz nahe der türkischen Grenze bis zu 70 Deserteure durch die syrische Armee getötet worden sein.
Die jüngsten Kämpfe ereigneten sich den Angaben zufolge am Dienstagvormittag zwischen den Dörfern Kafruwed und Al-Fatira, rund 330 Kilometer nördlich der Hauptstadt Damaskus, berichtete die Beobachtungsstelle unter Berufung auf Zeugen vor Ort. Dabei habe die syrische Armee die Deserteure umzingelt und sie dann getötet oder verletzt. In Kafruwed habe die Armee darüber hinaus dutzende Zivilisten, darunter zahlreiche Oppositionsaktivisten, eingekesselt.
Im Sommer hatte sich ein Verbund von Deserteuren der syrischen Armee gegründet, der mit dem oppositionellen syrischen Nationalrat zusammenarbeitet. Syriens Staatschef Baschar al Assad sieht sich seit Mitte März landesweiten Massenprotesten ausgesetzt, die er blutig niederschlagen lässt. Nach UN-Schätzungen wurden seitdem mindestens 5000 Menschen getötet.
Beobachter reisen nach Damaskus
An diesem Donnerstag reist ein erstes Beobachterteam der Arabischen Liga nach Syrien. Syrien hatte der Entsendung einer arabischen Beobachterdelegation am Montag nach monatelangem Hin und Her zugestimmt. Der syrische Vize-Außenminister Faisal al-Makdad unterzeichnete am Sitz der Arabischen Liga in Kairo ein entsprechendes Protokoll zum Schutz von Zivilisten. Die Mission ist Teil eines Krisenplans der Arabischen Liga, mit dem ein Ende der Gewalt in Syrien erreicht werden soll.
Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte die Gewalt in Syrien. Die Kanzlerin sei zutiefst besorgt über die fortdauernde Verletzung der Menschenrechte und der elementaren Grundfreiheiten in Syrien, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. "Sie fordert die syrische Regierung auf, die brutale Gewalt gegen Zivilisten und Kinder und Frauen sofort einzustellen, wie auch die Gewalt gegen Deserteure aus der syrischen Armee", fügte Seibert hinzu.
Quelle: ntv.de, rts/AFP