"Die Experten dürfen zu jeder Anlage gehen" Assad streitet Giftgas-Angriffe ab
05.10.2013, 20:03 Uhr
Seit 2000 ist Baschar al-Assad syrischer Präsident.
(Foto: REUTERS)
Die Chemiewaffen-Experten in Syrien haben ihre Arbeit aufgenommen. Doch Assad beharrt auf seinem Standpunkt. In einem Interview bestreitet der syrische Präsident einen Giftgas-Einsatz, er bringe doch sein eigenes Volk nicht um. Auf seine politische Zukunft angesprochen, äußert sich Assad überraschend zurückhaltend.
Der syrische Machthaber Baschar al-Assad hat in einem Interview mit dem "Spiegel" erneut Giftgasangriffe auf Zivilisten und die bewaffnete Opposition bestritten. Über den Chemiewaffeneinsatz vom 21. August sagte er: "Wir haben keine Chemiewaffen eingesetzt. Das ist falsch. Und das Bild, das Sie von mir zeichnen, von einem, der sein eigenes Volk umbringt, ist es auch." Zum Bericht der UN-Inspekteure über einen Giftgasangriff an dem Tag sagte der syrische Präsident: "Keiner kann mit Bestimmtheit sagen, dass Raketen verwandt wurden." Stattdessen warf er den Rebellen erneut vor, selbst Sarin eingesetzt zu haben.
Zugleich zeigte er sich offen für eine mögliche Vermittlerrolle Deutschlands. "Ich würde mich freuen, wenn Gesandte aus Deutschland nach Damaskus kämen, um mit uns über die wahren Verhältnisse zu sprechen (...) Sie können dann hier Überzeugungsarbeit leisten", sagte Assad. "Wenn sie mit uns reden, heißt das nicht, dass sie unsere Regierung unterstützen." Deutschland und Österreich hätten "noch den objektivsten Blick" auf die Geschehnisse in der Region.
"Wenn ihr jedoch denkt, ihr müsstet uns isolieren, dann sage ich nur: Damit isoliert ihr euch selbst - und zwar von der Wirklichkeit. Hier geht es auch um eure Interessen", betonte der syrische Machthaber. "Was habt ihr davon, wenn sich in eurem Hinterhof Al-Kaida tummelt, wenn ihr hier bei uns Instabilität unterstützt? Nach zweieinhalb Jahren solltet ihr eure Politik überdenken."
"Mit den Militanten? Nein"
Assad betonte auch die Bereitschaft der syrischen Behörden, mit ausländischen Chemiewaffenexperten zusammenzuarbeiten. "Wir sind transparent, die Experten dürfen zu jeder Anlage gehen. Sie werden alle Daten von uns bekommen." Ein Expertenteam der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) hält sich seit Montag in dem Bürgerkriegsland auf. Nach Schätzungen verfügt das Assad-Regime über rund 1000 Tonnen Chemiewaffen. Mitte 2014 soll das Land nach einem Beschluss des UN-Sicherheitsrates chemiewaffenfrei sein.
Auf die Frage nach einer Verhandlungslösung erwiderte Assad: "Mit den Militanten? Nein." Nach seiner Definition sei die politische Opposition unbewaffnet. Er habe gar keine andere Option, "als unsere Heimat zu verteidigen", sagte Assad. Er bot Neuwahlen noch vor Ende seiner Amtszeit im August 2014 an. Er wisse aber nicht, ob er selbst noch einmal antrete.
Bei den seit Frühjahr 2011 anhaltenden Auseinandersetzungen sind Syrien sind nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 100.000 Menschen getötet worden.
Quelle: ntv.de, dpa/rts