Durchhalteparolen aus Damaskus Assads Einpeitscherin
30.08.2013, 16:32 UhrDiktatoren und ihre Durchhalteparolen - sie verbreiten sie, auch wenn die Realität eine andere ist. Im Irak war es "Comical Ali", in Libyen Diktator Gaddafi höchstselbst. Für Syriens Machthaber Assad macht auch eine Frau Propaganda: Raghda Mardinie.

Von Raghda Mardinie gibt es in der Öffentlichkeit kaum aktuelle Fotos.
(Foto: Screenshot / JP news)
Sie ist stramm auf Linie. Sie peitscht den Syrern das ein, was Baschar al-Assad ihnen zu sagen hat. Ihre Weltsicht. Ihre Verschwörungstheorien. Ihre irre Gedankenwelt. Die 55-jährige Raghda Mardinie schreibt in der regimetreuen Zeitung "Tishreen" ihre Kolumnen. Die Redaktionsleiterin hetzt gegen den Westen, gegen Israel, und droht mit Vergeltung, sollten die USA einen Militärschlag wagen.
Mardinie wittert eine zionistische Weltverschwörung, die hinter den geplanten Angriffen auf Syrien steckt: "Im Zentrum ist eine geheime israelische Bibel ..., die besagt, die Grenzen Zions in der Region auszudehnen, was immer an Blut und Gewalt es auf Erden verursachen mag", giftet sie in einer ihrer Kolumnen.
Assads böse Propagandistin stammt aus der Nähe von Homs, ihre Familie aber kommt aus Damaskus. Sie schreibt kunstvoll, geradezu dichterisch - studiert hat Mardinie arabische Literatur, was ihre Sprache fast erahnen lässt: "Im stärksten Wind kosmischer Herausforderungen, die unsere Sicherheit und Stabilität untergraben, ... und im Angesicht der Gier der Zionisten, der USA und der Europäer, die wieder die Sprache der Kolonisierung sprechen, wird dieses Land alle Gierigen niederstrecken."
"Mein Volk liebt mich!"
Diktatoren und ihre Durchhalteparolen - sie verbreiten sie, auch wenn die Realität ganz offensichtlich eine andere ist. Als die USA im Irak einmarschierten, beschwor der irakische Außenminister Muhammed al-Sahaf, genannt "Comical Ali": "Ich garantiere Ihnen dreifach: Es gibt keine amerikanischen Soldaten in Bagdad." Um ihn herum war da bereits der Gefechtslärm der US-Truppen zu hören. Oder Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi, der während des Aufstands gegen ihn vollkommen realitätsfremd vor US-Kameras schwadronierte: "Mein Volk liebt mich!"
Auch Raghda Mardinie scheint die Lage nicht zu begreifen oder auszublenden. Sie tönt: "Die Syrer werden nicht in die Knie gehen, sondern ihre legendäre Standhaftigkeit unter Beweis stellen - der Kampf geht weiter!"
Derweil spitzt sich die humanitäre Situation dramatisch zu. Bis zu 150.000 syrische Flüchtlinge könnten nach UN-Angaben alleine im September ins benachbarte Jordanien fliehen. Ein bewegendes Video zeigt das Leben in den Flüchtlingslagern aus Kinderperspektive.
Constantin Schreiber arbeitete in Syrien, Libanon, den Vereinigten Arabischen Emiraten als Reporter sowie als TV-Korrespondent in Dubai. Dabei berichtete er auf Deutsch, Englisch und Arabisch. Von 2009 bis 2011 war der gelernte Jurist Medienberater im Auswärtigen Amt. Seit 2012 ist er Moderator bei n-tv. Auf n-tv.de berichtet er in loser Folge über das, was ihm bei Recherchen im Netz und bei Reisen in den Nahen Osten auffällt.
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Quelle: ntv.de