Kein Wort zu seiner Zukunft Assange fordert Ende der "Hexenjagd"
19.08.2012, 16:09 Uhr
Ohne das Hoheitsgebiet Ecuadors zu verlassen bedankt sich Wikileaks-Gründer Assange vom Balkon der Botschaft bei den Ländern Südamerikas. Zugleich forderte er US-Präsident Obama auf, die "Hexenjagd" auf seine Internetplattform Wikileaks zu beenden. Fragen über seine Zukunft lässt er offen.
Wikileaks-Gründer Julian Assange hat US-Präsident Barack Obama aufgefordert, die "Hexenjagd" auf seine Organisation zu beenden. Bei einem mit Spannung erwarteten Auftritt von einem Balkon der ecuadorianischen Botschaft in London dankte der 41-Jährige Ecuadors Präsident Rafael Correa für seinen "Mut", ihm Asyl gewährt zu haben. Ein Wikileaks-Sprecher forderte von Schweden eine Garantie, Assange nicht an die USA auszuliefern.
"Ich fordere Präsident Obama auf, das Richtige zu tun: Die USA müssen ihre Hexenjagd auf Wikileaks beenden", sagte Assange vor Journalisten und einer Handvoll Anhängern. Der Australier äußerte sich von einem Balkon der Botschaft im schicken Londoner Stadtteil Knightsbridge, da ihm beim Verlassen des Gebäudes die Festnahme durch die britische Polizei drohte. Assange erschien frisch frisiert, rasiert, gebräunt und mit Krawatte.

Assange bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit Langem - er zeigte sich auf dem Balkon der Botschaft Ecuadors in London.
(Foto: AP)
Der 41-Jährige war vor zwei Monaten in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet, um einer Auslieferung nach Schweden zu entgehen. Assange soll dort zu Vorwürfen befragt werden, zwei Frauen vergewaltigt beziehungsweise sexuell belästigt zu haben. Gegen ihn läuft bisher aber noch kein Ermittlungsverfahren. Die schwedischen Ermittler bestehen darauf, ihn in Schweden zu vernehmen und lehnten Angebote ab, ihn in London oder per Videoschalte zu vernehmen.
Assange fürchtet nach eigener Aussage, von Schweden an die USA ausgeliefert und dort wegen der Veröffentlichung brisanter Dokumente durch seine Internet-Enthüllungsplattform Wikileaks juristisch verfolgt zu werden. Bisher hat Washington offenbar aber keine Schritte für eine Auslieferung unternommen. Ecuador gewährte ihm am Donnerstag diplomatisches Asyl, doch will Großbritannien ihn festnehmen, sobald er die Botschaft verlässt.
Assange stellt Bedingungen
Die britische "Sunday Times" berichtete, Assange sei bereit, nach Schweden auszureisen, wenn Stockholm garantiere, ihn nicht an die USA auszuliefern. Der Wikileaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson sagte, bevor über eine Ausreise verhandelt werden könne, müsse Schweden "ohne Einschränkung" garantieren, Assange "niemals" an die USA auszuliefern. Eine solche Garantie wäre "eine gute Ausgangsbasis" für eine Beilegung des Streits.
Ein Sprecher des schwedischen Außenministeriums in Stockholm erwiderte jedoch, "Verdächtige haben nicht das Privileg, Bedingungen zu diktieren". Er verwies darauf, dass Schweden grundsätzlich Menschen nicht an Länder ausliefere, in denen ihnen die Todesstrafe droht.
Ecuadors lateinamerikanische Verbündete drohten Großbritannien unterdessen mit "ernsthaften Konsequenzen", sollte das Land die Immunität der Botschaft missachten. Die Bolivarische Allianz für die Völker unseres Amerikas (ALBA), in der sich linksgerichtete lateinamerikanische Staaten zusammengeschlossen haben, rief die UNO zu Beratungen über die Unverletzlichkeit diplomatischer Vertretungen auf.
Quelle: ntv.de, AFP