Vajpayee lehnt Gespräche ab Atomkrieg ausgeschlossen
03.06.2002, 08:25 UhrIndien hat einen Atomkrieg gegen Pakistan kategorisch ausgeschlossen. Die Regierung wolle keine Nuklearwaffen einsetzen und könne sich auch nicht vorstellen, dass ein anderes Land dies tun werde, hieß es in einer Erklärung des Verteidigungsministeriums in Neu-Delhi.
Dennoch lehnte der indische Ministerpräsident Atal Behari Vajpayee ein Treffen mit Pakistans Präsidenten Pervez Musharraf am Rande einer dreitägigen Sicherheitskonferenz in Kasachstan weiter ab. Musharraf hatte zuvor seine Bereitschaft zu einem Dialog mit Indien "an jedem Ort und auf jeder Eebene" bekräftigt. Auch er betonte, dass sein Land keinen Krieg mit dem Nachbarland beginnen werde.
Auf dem Gipfeltreffen im kasachischen Almaty, das am Dienstag beginnt, wollen sich auch Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Jiang Zemin für eine Entschärfung des Konflikts zwischen den Atommächten einsetzen.
Vajpayee verurteilte in Almaty die Spannungen in der Region, für die er "grenzüberschreitenden Terrorismus" verantwortlich machte, nannte Pakistan aber nicht beim Namen. Gespräche mit Pakistan hatte er wiederholt mit der Begründung abgelehnt, dass das Land gezielt militante Islamisten nach Indien einschleuse. Pakistan wies die Vorwürfe erneut zurück.
Unterdessen machte der russische Verteidigungsminister Sergej Iwanow Pakistan für die Eskalation im Kaschmirkonflikt verantwortlich. Die jüngsten pakistanischen Raketentests wertete er als provokative Geste, die Indien geradezu zu Vergeltungsmaßnahmen dränge.
An der Konferenz für Interaktion und vertrauensbildende Maßnahmen in Asien (CICA) nehmen 16 Staaten teil, unter anderem Russland, China, Afghanistan, Israel, Iran, Türkei und die Palästinenser. Die USA, Australien und Japan haben einen Beobachterstatus. Der Kaschmir-Konflikt ist Hauptthema des Gipfels.
Am Montag lieferten sich indische und pakistanische Truppen erneut Gefechte an der Grenze. Nach indischen Angaben starben bei einem Artillerieangriff sieben pakistanische Zivilisten. Beide Länder verfügen über Atomwaffen.und haben in der Kaschmir-Region mehr als eine Million Soldaten zusammengezogen.
"Waffen rein, Leute raus"
Bei einer Friedensdemonstration in Neu-Delhi kritisierte die indische Schriftstellerin Arundhati Roy westliche Staaten wegen ihrer Rüstungsexporte nach Indien und Pakistan. "Sie bringen ihre Waffen rein und holen ihre Leute raus", sagte Roy. Zu den Lieferanten zählen die USA, Großbritannien, Frankreich, Russland und Deutschland.
Unterdessen ging die Ausreise ausländischer Diplomaten und Experten weiter. Die belgische Botschaft forderte ihre Staatsbürger telefonisch auf, Indien zu verlassen. Die Vereinten Nationen wollen die rund 500 Familienmitglieder ihrer internationalen Mitarbeiter in Indien und Pakistan bis Mitte dieser Woche aus der Krisenregion gebracht haben.
Quelle: ntv.de