Deutsche Hilfe in den 80ern Atomprogramm für Libyen
24.09.2008, 08:55 UhrDeutsche Firmen und Ingenieure haben Libyen nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) in den 80er Jahren in weitaus größerem Ausmaß als bisher bekannt geholfen, ein geheimes Atomwaffenprogramm aufzubauen.
Eine deutsche Firma habe 1986 im Auftrag eines Vermittlers, des mittlerweile gestorbenen Exil-Irakers Ihsan Barbouti, Pläne von kerntechnischen Anlagen für Libyen erstellt. Diese seien auf Mikrofilm aufgenommen worden und über Brasilien nach Libyen gelangt. Sie enthielten nach Informationen der "SZ" Konstruktionszeichnungen für mindestens vier kerntechnische Anlagen, darunter eine komplette Pilotanlage zur Wiederaufbereitung von Brennstäben aus Leichtwasserreaktoren.
Zehn Kilogramm Plutonium pro Jahr
Damit hätten sich nach Erkenntnissen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien bis zu zehn Kilogramm Plutonium pro Jahr gewinnen lassen. Erste Hinweise auf eine mögliche Verstrickung deutscher Firmen enthielt ein Bericht der IAEA, der Mitte September bekanntgeworden war. Darin war die Rede von Plänen für eine Wiederaufarbeitungsanlage, die auf deutscher Technologie beruhte.
Der IAEA sei es gelungen, einen der Ingenieure ausfindig zu machen, der an den Plänen mitgearbeitet hatte. Die Identität des deutschen Unternehmens gebe die Behörde allerdings nicht preis. Eine Exporterlaubnis wurde nach Darstellung der Zeitung in Deutschland weder für die Pläne noch für etwaige Anlagen beantragt oder erteilt. Das Geschäft sei Ende der 80er Jahre beendet worden, als ein ebenfalls von Barbouti vermittelter Verkauf einer deutschen Giftgasfabrik ins libysche Rabta aufflog.
Quelle: ntv.de