Breivik schildert alle Details Attentäter dachte an Suizid
20.04.2012, 17:11 Uhr
Mord für Mord geht Massenmörder Breivik vor Gericht durch. Er betont, dass er sich der Grausamkeit der Tat voll bewusst war. Gleichzeitig berichtet er, er habe die 69 Menschen auf der Insel Utøya 69 im Schockzustand erschossen und Angst gehabt, die Opfer könnten sich wehren.
Der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik hat nach seinem Massaker auf der Insel Utøya auch kurz an Selbstmord gedacht. Er habe überlegt, sich selbst in den Kopf zu schießen, sagte er am fünften Prozesstag vor Gericht. Als sich ein Helikopter der Insel näherte, auf der er 69 Menschen getötet hatte, habe er gedacht: "Willst du das überleben?" Er sei sich bewusst gewesen, dass ganz Norwegen ihn hassen würde und der Rest seines Lebens ein Albtraum werde. Dann habe er aber an das gedacht, was er in seinem Manifest geschrieben habe: Dass er sich stellen und aus dem Gefängnis heraus weiterkämpfen wolle.
Zum Zeitpunkt seiner Festnahme auf der Fjordinsel Utøya glaubte Breivik, maximal 40 Menschen getötet zu haben. Er habe den Eindruck gehabt, er habe auf 30 bis 40 der Ferienlager-Teilnehmer geschossen. Eigentlich sei sein Ziel aber gewesen, dass alle 560 Jugendlichen und Erwachsenen umkommen, wiederholte der 33-Jährige. Er habe seine Opfer ins Wasser treiben wollen, wo sie ertrinken sollten.
Morden im Schockzustand
Nach Utøya sei er überhaupt nur gefahren, weil sein Bombenanschlag im Osloer Regierungsviertel "wenig Wirkung" gezeigt hatte, erklärte Breivik. Am Vortag hatte er ausgesagt, das Massaker auf der Insel als Ausweichziel geplant zu haben.
Mit ruhigen Worten ging der Attentäter Mord für Mord durch, wie er auf Utøya 69 Jugendliche und Erwachsene tötete. "Jetzt oder nie", habe er sich gedacht, als er als Polizist verkleidet auf der Insel gestanden habe. Er habe die Pistole aus der Tasche geholt und als erstes die Betreuerin des Ferienlagers getötet.
Danach sei er in einen Schockzustand gefallen und erinnere sich an wenig. Dennoch berichtete Breivik detailliert von weiteren Morden. Er habe so viele Menschen hinrichten wollen, wie möglich. Breivik atmete während seiner Ausführungen immer wieder heftig durch. Viele Angehörige hatten im Gerichtssaal die Augen geschlossen, blieben jedoch im Raum, um Breivik weiter zuzuhören.
Er habe Angst vor dem Amoklauf gehabt, sagte Breivik. "Wenn eine Gruppe versucht hätte, Widerstand zu leisten, hätte sie das einfach geschafft", sagte er. Eigentlich habe er so wenig wie möglich schießen wollen, sondern die Jugendlichen ins Wasser scheuchen, wo sie ertrinken sollten. Zweimal habe er gerufen: "Ihr werdet heute sterben, Marxisten."
Anruf bei der Polizei schlug fehl
Er habe sich telefonisch ergeben wollen, sei bei der Polizei aber erst nicht durchgekommen. Bei einem zweiten Anruf habe er sich nicht ernst genommen gefühlt. Daher habe er weiter gemordet.
Nach eigener Aussage ist sich der Mörder voll bewusst, unfassbares Leid ausgelöst zu haben. Er habe das Leben der Angehörigen und Hinterbliebenen zerstört. Aber: "Ich kann nicht behaupten, dass ich ihr Leid verstehe", so Breivik. "Wenn ich das versuchen würde, könnte ich hier nicht sitzen. Dann könnte ich nicht weiterleben." Den meisten hatte er kaltblütig ins Gesicht geschossen. Um diese Tat durchzustehen, habe er sich jahrelang "entmenschlicht" und alle Emotionen abgelegt, erklärte der Attentäter.
Quelle: ntv.de, dpa