Enges Netz geknüpft Attentat auf Karsai vereitelt
05.10.2011, 19:02 Uhr
Karsai ist den Terrorgruppen ein Dorn im Auge.
(Foto: picture alliance / dpa)
Vor zwei Wochen fiel der frühere afghanische Präsident Rabbani einem Selbstmordanschlag zum Opfer. Ein angeblicher Unterhändler der Taliban versteckte in seinem Turban eine Bombe. Nun soll auch Präsident Karsai erneut ins Visier von Terror-Attentätern geraten sein.
Der afghanische Geheimdienst hat nach eigenen Angaben sechs Verdächtige wegen der Planung eines Attentats auf Präsident Hamid Karsai festgenommen. Das Terrornetzwerk Al-Kaida habe die Männer, unter ihnen ein Leibwächter Karsais, über einen Kabuler Theologieprofessor rekrutiert, erläuterte Geheimdienstsprecher Lutfullah Maschal. Die Verdächtigen seien im pakistanischen Stammesgebiet Nord-Waziristan ausgebildet worden.
Die Festnahmen seien bereits in der vergangenen Woche erfolgt, so Maschal. Unter den Verdächtigen befinde sich neben Karsais Leibwächter Muhibullah Ahmadi, der aus demselben Dorf bei Kandahar stammt wie der Staatschef, zwei Universitätsdozenten und mehrere Studenten. Das Netzwerk sei von dem Theologieprofessor Sajed Aka geleitet worden und habe seine Anweisungen von Al-Kaida erhalten. Der Plan habe unmittelbar vor seiner Ausführung gestanden.
Nach Angaben Maschals stand der Islam-Gelehrte Aka mit einem Ägypter und einem Bangladescher in Nord-Waziristan in Verbindung. Mit Ausnahme Ahmadis sei die gesamte Gruppe im September in das Gebiet gereist, um eine Ausbildung zu erhalten und Sprengstoffwesten zu bekommen. Aus Regierungskreisen war zu erfahren, dass der Geheimdienst im Zusammenhang mit der Verschwörung mehrere weitere Professoren, Studenten, Beamte und einen Journalisten suche.
Mehrfach im Visier
Der Paschtune Karsai, der das Land seit Ende 2001 regiert, war bereits mehrfach Ziel von Anschlägen. Zuletzt hatten Attentäter ihn im April 2008 während einer Militärparade in Kabul zu erschießen versucht. Das mit Al-Kaida und den Taliban verbündete Haqqani-Netzwerk wurde verdächtigt, dahinter zu stecken. Die Gruppe soll in den pakistanischen Stammesgebieten ihre Basis haben und Kontakte zum pakistanischen Militärgeheimdienst ISI unterhalten.
In den vergangenen Monaten waren mehrere Vertraute Karsais ermordet worden. So war Mitte Juli Karsais Halbbruder Ahmed Wali Karsai getötet worden, wenige Tage später der Präsidentenberater und Ex-Gouverneur von Urusgan, Dschan Mohammed Chan. Ende Juli wurde der Bürgermeister des südafghanischen Kandahar, Ghulam Haidar Hameedi, ermordet, ein weiterer enger Vertrauter Karsais.

Ex-Präsident Rabbani, umgeben von Bodyguards. Auch sie konnten seinen Tod nicht verhindern.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Zuletzt fiel am 20. September der frühere afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani, der die Verhandlungen mit den Taliban leitete, in seinem Haus in Kabul einem Selbstmordanschlag zum Opfer. Nach Angaben der afghanischen Regierung wurde der Anschlag im Südwesten Pakistans geplant, wo sich die Führung der Taliban befinden soll, und von einem Pakistaner ausgeführt.
Quelle: ntv.de, AFP