Neonazi-Anschlag in Passau Attentat auf Polizeichef
14.12.2008, 16:42 UhrDas Attentat auf den Passauer Polizeidirektor Alois Mannichl hat offenbar einen rechtsextremen Hintergrund. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten, "überbrachte" der noch flüchtige Täter bei seinem Angriff auf Mannichl "viele Grüße vom Nationalen Widerstand". Allein dies lasse schon auf ein rechtsextremes politisches Motiv schließen. Dem laut Polizei etwa 1,90 Meter großen Mann mit bayerischem oder österreichischem Dialekt werde versuchter heimtückischer Mord vorgeworfen, nach ihm werde in Deutschland und Österreich gefahndet.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bezeichnete das mutmaßliche Neonazi-Attentat auf Mannichl als eine neue Dimension rechter Verbrechen in Bayern. "Das ist eine Eskalation der Gewalt", sagte Herrmann in Passau.
Ähnlich äußerte sich auch der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt. Er forderte härtere Strafen für Angriffe auf Polizisten. Jede Gewalttat gegen einen Polizisten müsse eine Haftstrafe nach sich ziehen, sagte Wendt. "Wir müssen Gewalt gegen Polizisten tabuisieren."
Suche nach der "Glatze"
Der laut Polizei kahl geschorene Angreifer hatte am späten Samstagnachmittag an Mannichls Privathaus im Landkreis Passau geklingelt. Nachdem ihm der 52-jährige Polizeidirektor geöffnet hatte, hatte er diesen zunächst bedroht und ihm dann ein Messer in den Bauch gerammt. Anschließend warf der Mann das Messer in der Nähe weg und fuhr mit einem Auto davon. Die Polizei schließt nicht aus, dass in dem Wagen ein Komplize wartete.
Mannichl erlitt bei dem Angriff schwere, aber nicht lebensbedrohliche Verletzungen. Die elf Zentimeter lange Klinge verfehlte das Herz nur knapp. "Das ist eine Sache von zwei Zentimetern gewesen", berichtete Herrmann. Nach einer Notoperation ist der Polizeichef außer Lebensgefahr. Die Ärzte hoffen, dass Mannichl zu Weihnachten wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden kann. Das Opfer und seine Familie wurden unter Polizeischutz gestellt. Die Polizei richtete eine 20-köpfige Sonderkommission ein.
In rechten Foren diffamiert
In Passau hatte es im vergangenen Jahr unter Leitung Mannichis vermehrt Einsätze gegen die Neonazi-Szene gegeben. Im Juli hatten Rechte nach der Beerdigung eines ehemaligen Neonazi-Funktionärs in Passau randaliert und mehrere Menschen angegriffen. Da bei der Beisetzung auch eine Hakenkreuzflagge in das Grab geworfen wurde, hatten die Ermittler später das Grab öffnen und die Fahne entfernen lassen. Zuletzt hatte die NPD dem Polizeidirektor vorgeworfen, dass er bei einer Gedenkveranstaltung während des Volkstrauertages am 16. November Vertreter der extremistischen Partei "belästigt" habe. Mannichl ist deswegen insbesondere in rechten Internetforen als Ziel diffamiert worden.
Die Gewalttat in Passau ist nicht der erste Mordanschlag von Rechtsextremisten auf Polizeibeamte in Deutschland. So hatte 1997 ein bekannter Berliner Rechtsextremist bei einer Kontrolle auf einem Autobahn-Parkplatz beim schleswig-holsteinischen Mölln einen 34 Jahre alten Streifenbeamten erschossen, sein 31-jähriger Kollege wurde schwer verletzt. Der damals 24 Jahre alte Täter wurde später zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt.
Quelle: ntv.de