Somalia-Konflikt eskaliert Aufruf zum Heiligen Krieg
23.12.2006, 08:37 UhrSomalische Islamisten haben erstmals ausländische Muslim-Kämpfer zum Heiligen Krieg gegen Äthiopien aufgerufen. "Lasst sie in Somalia kämpfen und den Dschihad führen, und - so Gott will - Addis Abeba angreifen", sagte der Militärchef der Bewegung der Islamischen Gerichte, Yusuf Mohamed Siad. "Wir wollen, dass alle herkommen, die helfen können, den Feind zu vertreiben", erklärte der auch als Inda'ade bekannte Anführer.
Die Erklärung zeige, wie extremistisch die somalischen Islamisten seien, sagte ein Sprecher des äthiopischen Außenministeriums. Die Regierung in Addis Abeba beschuldigt die Bewegung der Islamischen Gerichte, mit der Extremistenorganisation El Kaida zusammenzuarbeiten.
Nach vier Tagen Kämpfen zwischen Truppen der somalischen Regierung und der Islamisten hatte das benachbarte Äthiopien am Freitag Panzer in das Gebiet entsandt und mit einem Krieg gedroht. Äthiopien unterstützt die internationale anerkannte Regierung gegen die Bewegung der Islamischen Gerichte, die die frühere Hauptstadt Mogadischu und weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht hat.
"Dramatisch verschlechtert"
Die Islamisten verlangten, dass alle äthiopischen Soldaten das Land verlassen sollten und setzten dazu eine Frist bis zum vergangenen Dienstag. Am selben Tag begannen die Kämpfe, bei denen Regierungstruppen und Islamisten Artillerie und Raketen einsetzten.
Die äthiopische Regierung forderte die Islamisten unterdessen auf, alle "gegen Äthiopien gerichteten feindlichen Aktionen" zu unterlassen. "Die Lage in Somalia hat sich dramatisch verschlechtert" erklärte das Außenministerium in Addis Abeba. Äthiopien habe bislang Geduld gezeigt, diese habe aber Grenzen.
UN-Generalsekretär Kofi Annan und der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) haben die Kämpfe verurteilt. Sie forderten die somalische Regierung und die Islamisten eindringlich auf, die Friedensgespräche wieder aufzunehmen.
Drohung mit großem Truppeneinsatz
Die Islamisten kündigten jedoch an, sie würden ab Samstag mit großem Truppeneinsatz direkt angreifen. Bislang bekämpften sich beide Seiten mit schweren Waffen aus der Ferne und vermieden eine Konfrontation der Bodentruppen. "Unsere Truppen haben den Angriff noch nicht begonnen, aber morgen werden sie angreifen", sagte ein Sprecher der Islamisten am Freitag.
Der Einsatz äthiopischer Panzerverbände würde eine weitere Eskalation bedeuten. Es wächst damit die Gefahr, dass weitere Staaten am Horn von Afrika in die Auseinandersetzung hineingezogen werden.
Quelle: ntv.de