Politik

Taliban drohen mit Gewalt Auftakt zur Stichwahl

Nach der umstrittenen ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Afghanistan hat nun offiziell die Kampagne für die zweite Runde begonnen.

Vorbereitung auf Stichwahl: In Kabul werden Wahlurnen für den Transport in die Provinzen verladen.

Vorbereitung auf Stichwahl: In Kabul werden Wahlurnen für den Transport in die Provinzen verladen.

(Foto: REUTERS)

Das teilte ein Sprecher der Wahlkommission in Kabul mit. In der Stichwahl stellen sich Amtsinhaber Hamid Karsai und sein Herausforderer Abdullah Abdullah. Die radikal-islamischen Taliban drohten zugleich mit "neuen Plänen", mit denen sie die Wahlen am 7. November verhindern oder zumindest stören wollten.

In der ersten Runde waren massive Wahlfälschungen zugunsten von Karsai bekanntgeworden. Allerdings hatte Karsai auch nach Abzug gefälschter Stimmen einen Vorsprung von fast 20 Prozentpunkten vor Abdullah. Karsai geht damit als klarer Favorit in die Stichwahl.

Herausforderer Abdullah (l.) und Amtsinhaber Karsai wollen nicht miteinander regieren.

Herausforderer Abdullah (l.) und Amtsinhaber Karsai wollen nicht miteinander regieren.

(Foto: dpa)

Abdullah will sich bei einem Sieg Karsais nicht an der Regierung beteiligen. Er habe Karsais Kabinett vor dreieinhalb Jahren verlassen und seither nicht das Bedürfnis verspürt, ihm wieder anzugehören, sagte der frühere Außenminister in einem Interview mit dem US-Nachrichtensender CNN. Sollte Karsai die Stichwahl in einem "transparenten und glaubwürdigen Prozess" gewinnen, werde er aber der Erste sein, der ihm gratuliert, sagte Abdullah.

Unsicher ist, ob viele Afghanen an der zweiten Runde überhaupt teilnehmen. Schon im August war die Wahlbeteiligung mit knapp 38 Prozent gering gewesen. Vielfach hatten die Taliban mit Überfällen und Anschlägen für ein Fernbleiben der Bürger von den Urnen gesorgt . Auch jetzt rufen sie zum Boykott auf.

Taliban hacken Finger ab

Niemand dürfe an diesem "US-geführten" Wahlgang beteiligen, heißt es auf einer im Internet verbreiteten Erklärung. Sollte jemand bei der Abstimmung verletzt werden, sei er angesichts der deutlichen Warnungen der Mudschaheddin dafür "selbst verantwortlich". Nach der Abstimmung im August hatten Wahlbeobachter berichtet, Aufständische hätten Wählern den bei der Stimmabgabe mit nicht abwaschbarer Tinte markierten Finger abgehackt.

Im Ausland wird die zweite Runde intensiv beobachtet. Die Mission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UNAMA) hatte bereits angekündigt, nach dem massiven Wahlbetrug in der ersten Runde würden bei der Stichwahl rund 200 und damit mehr als die Hälfte der Distriktchefs der afghanischen Wahlkommission ersetzt. Der US-Sondergesandte für Afghanistan und Pakistan, Richard Holbrooke, rechnet beim zweiten Wahlgang mit weniger Problemen.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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