Kein Interesse an Präsidentenwahl Auslandstürken wählen kaum
04.08.2014, 11:23 Uhr
Berlin war eine von sieben Städten in Deutschland, in denen Türken wählen konnten. Das Wahllokal stand hier im Olympiastadion.
(Foto: dpa)
Erstmals konnten Türken, die im Ausland leben, ihren Präsidenten an ihrem Wohnort wählen. Die Begeisterung dafür hielt sich aber offenbar in Grenzen. Laut einem Medienbericht liegt die Wahlbeteiligung weit unter zehn Prozent - auch in Deutschland.
Nach der mehrtägigen Stimmabgabe von Auslandswählern für die türkische Präsidentenwahl zeichnet sich eine äußerst geringe Wahlbeteiligung ab. Nur etwa fünf Prozent der rund 2,7 Millionen wahlberechtigten Auslandstürken hätten ihre Stimme abgegeben, berichtete die Zeitung "Hürriyet" unter Berufung auf die unabhängige Beobachtergruppe Gurbetin Oylari.
Die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete dagegen unter Berufung auf den zuständigen Vize-Regierungschef Emrullah Isler, dass 232.000 Wähler im Ausland ihre Stimmen abgegeben hätten. Das entspricht einer Beteiligung von rund 8,6 Prozent der 2,7 Millionen Wahlberechtigten. Die Wahlbehörde hatte im Vorfeld mit einer Beteiligung von 30 bis 35 Prozent im Ausland gerechnet.
Die türkischen Auslandswähler konnten vom 31. Juli bis zum 3. August in ihren jeweiligen Ländern ihre Stimme für die Präsidentschaftswahl am 10. August abgeben. Laut dem Hohen Wahlrat (YSK) verpasste die große Mehrheit der Auslandswähler jedoch die Frist für einen Termin zur Stimmabgabe in ihren Wohnorten.
In Deutschland wurden laut "Hürriyet" an 6,6 Prozent der türkischen Wähler Termine vergeben. Die Zeitung "Cumhuriyet" meldete, mancherorts seien 30 Prozent der potenziellen Wähler in den Wahllokalen zurückgewiesen worden, weil sie keinen Termin hatten.
Lieber zum Fußball
"Hürriyet" zitierte den türkischen Botschafter in Dänemark, Mehmet Dönmez, mit den Worten, von den 30.000 türkischen Wählern im Land seien nicht einmal tausend zu den Urnen gegangen. Dagegen seien zu einem Vorbereitungsspiel des türkischen Fußballmeisters Fenerbahce Istanbul in Kopenhagen rund 7000 Türken erschienen.
Die Türken bestimmen am 10. August ihren neuen Staatspräsidenten zum ersten Mal in einer Direktwahl. Hoher Favorit für das Amt ist der derzeitige Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Zur Wahl stellt sich auch Ekmeleddin Ihsanoglu, den die beiden größten Oppositionsparteien CHP und MHP nominiert haben. Für die pro-kurdische Partei HDP kandidiert ihr Ko-Vorsitzender Selahattin Demirtas. Der amtierende Präsident Abdullah Gül tritt nicht mehr an.
Es war das erste Mal, dass im Ausland lebende Türken an einer Wahl in ihrem Herkunftsland teilnehmen konnten. In Deutschland mussten dafür allerdings viele Wähler weite Wege auf sich nehmen. Im Berliner Olympiastadion wählten Türken aus Berlin, Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Außerdem gab es in Hannover, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, München und Karlsruhe Wahllokale mit insgesamt 498 Wahlurnen.
Quelle: ntv.de, mli/AFP