Politik

Aborigines zwangsassimiliert Australien entschuldigt sich

Die australische Regierung hat sich nach Jahrzehnten brutaler Diskriminierungspolitik bei den Ureinwohnern entschuldigt. Labour-Premierminister Kevin Rudd sprach bei der Parlamentseröffnung von einem ersten Schritt, um Fehler der Vergangenheit wieder gut zu machen. Er revidierte damit die seit Jahrzehnten unversöhnliche Politik der von Weißen dominierten Regierungen.

Die konservative Vorgängerregierung hatte eine Entschuldigung elf Jahre lang verweigert. Aborigines-Verbände verlangten mehr. "Nach der Entschuldigung werden wir vom Parlament Kompensationszahlungen fordern", sagte Les Malezer, Sprecher eines Ureinwohnerverbandes, im Vorfeld. Das hat Rudd aber ausgeschlossen.

Die Regierung richtet sich mit der Entschuldigung an die sogenannten "gestohlenen Generationen" - Ureinwohner, die ihren Familien über Generationen bis in die 70er Jahre zwangsweise genommen und in weißen Waisenheimen oder Pflegefamilien aufgezogen wurden. Sie sollten entweder assimiliert oder als willige Hausangestellte für eine weiße Elite erzogen werden.

Willkommenszeremonie im Parlament

"Wir entschuldigen uns für den Schmerz, das Leid und die Kränkung dieser gestohlenen Generationen, ihrer Nachfahren und der betroffenen Familien", heißt es in der Erklärung, die Premierminister Kevin Rudd am Mittwoch im Parlament verlesen wollte. "Wir entschuldigen uns bei den Müttern und Vätern, den Brüdern und Schwestern, weil die Familien und Gemeinden zerrissen wurden. Wir entschuldigen uns für die Erniedrigung und Demütigung, die einem stolzen Volk und einer stolzen Kultur damit zugefügt wurden." Das Büro des Premierministers veröffentlichte den Text vorab.

Auf seine Einladung ging der Parlamentseröffnung erstmals eine Willkommenszeremonie der Ureinwohner voraus. Vertreter tanzten traditionell mit weißem Schlamm bemalt im Parlamentsgebäude in Canberra und bliesen auf Didgeridoos, den aus einem hohlen Stamm geformten traditionellen Instrumenten.

Die Ureinwohner, die seit mehr als 50.000 Jahren in Australien leben und zu den ältesten Völkern der Erde gehören, sind heute eine benachteiligte Randgruppe der australischen Gesellschaft. Sie wurden von den ersten Siedlern systematisch ausgerottet und aus ihren Stammesgebieten verdrängt. 500.000 der 21 Millionen Australier bezeichnen sich als Ureinwohner.

Sie sind sozial stark benachteiligt. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung ist um 17 Jahre niedriger als die ihrer Landsleute. Unter ihnen sind Armut, Krankheiten, Kriminalität, Alkohol- und Kindesmissbrauch sowie Arbeitslosigkeit weit stärker verbreitet als im Durchschnitt der Bevölkerung. Die Ureinwohner würden durch zu knappe Mittel für Bildung und Gesundheit bis heute systematisch diskriminiert, sagen Fürsprecher.

Erst im Jahr 1967 erhielten die Ureinwohner das Wahlrecht. Bis dahin wurde jahrzehntelang eine Politik der Zwangsassimilierung betrieben. Rund 70.000 Kinder wurden ihren Eltern fortgenommen und entweder von Weißen adoptiert oder in Heime gesteckt. Aborigines-Verbände fordern seit Jahrzehnten finanzielle Entschädigungen für die Menschenrechtsverletzungen.

Quelle: ntv.de

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