Flüchtlingsdrama vor Weihnachtsinsel Australien soll Asylpolitik ändern
16.12.2010, 13:00 Uhr
Rettungsschwimmer versuchten noch, den Flüchtlingen zu helfen.
(Foto: AP)
Die australische Regierung gerät nach der Flüchtlingskatastrophe vor der Weihnachtsinsel unter Druck. Menschenrechtler machen die strikte Asylpolitik des Landes mitverantwortlich für das Schiffsunglück mit mindestens 28 Toten. Die Zahl der Opfer könnte noch deutlich steigen.
Nach dem Tod Dutzender Bootsflüchtlinge vor der Weihnachtsinsel im Indischen Ozean wächst der Druck auf die australische Regierung, ihre Asylpolitik zu ändern. "Solange die Regierung nicht bereit ist, Flüchtlingen Aufnahme zu gewähren, werden sich solche Katastrophen wiederholen", sagte ein Sprecher der Flüchtlingshilfsorganisationen. Auch die australischen Grünen, die an der Minderheitsregierung von Ministerpräsidentin Julia Gillard beteiligt sind, verlangten eine humanere Flüchtlingspolitik.
Australien fängt Flüchtlingsboote auf dem Indischen Ozean ab und bringt die Menschen auf die Weihnachtsinsel zur Prüfung ihrer Fluchtgründe. So verhindern die Behörden, dass die Flüchtlinge auf der australischen Hauptinsel anlanden können, was ihnen einen besseren Rechtsstatus bei der Beantragung von Asyl geben würde.
Bis zu 60 Tote befürchtet
Am Mittwoch waren mindestens bis 28 Flüchtlinge, vornehmlich aus dem Irak, ums Leben gekommen, als ihr Boot bei stürmischer See gegen die Klippen der Weihnachtsinsel geprallt war. An Bord waren bis zu 100 Menschen, wie die Behörden mitteilten. 42 Menschen überlebten das Unglück in stürmischer See. Die eigentliche Zahl der Toten könnte also bei etwa 60 liegen.
"Wir müssen wahrscheinlich damit rechnen, dass die Zahl der Toten noch stark steigt", sagte Australiens Premierministerin Julia Gillard mit Blick auf die zunächst 28 geborgenen Leichen. Gillard kündigte Ermittlungen an. Unter den 42 Überlebenden waren auch drei Indonesier, die von der Polizei verhört werden sollten.
Flüchtlinge aus Irak und Iran
Das verunglückte Holzboot kam von der indonesischen Insel Java, die nur 360 Kilometer entfernt liegt. Schlepper wollten die Menschen, die vor allem aus dem Irak und dem Iran stammten, auf der Insel absetzen. Die Flüchtlinge hofften, im dortigen Asylzentrum eine Aufenthaltsgenehmigung für Australien zu bekommen.
Das Schiff war am Mittwochmorgen in Seenot geraten und zum Spielball der hohen Wellen geworden. Es wurde auf die scharfen Klippen geschleudert und zerbrach. Viele Inselbewohner sahen hilflos mit an, wie die Menschen im Meer starben.
Quelle: ntv.de, AFP/rts