Erfolgreiche Abwrackprämie Auto-Absatz zieht an
03.03.2009, 15:43 UhrDie Abwrackprämie hat dem Auto-Absatz in Deutschland nach den Einbrüchen zum Jahresauftakt neuen Schwung verliehen. Die Zulassungszahlen seien im Februar im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Fünftel auf 278.000 Einheiten nach oben geschnellt, sagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, auf dem Autosalon in Genf. Von einer dauerhaften Erholung der Weltmärkte sei die Branche aber noch meilenweit entfernt. Sorgen bereite vor allem der schwächelnde Export. Dieser sank im Februar um 51 Prozent auf 202.000 Autos. Eine schnelle Besserung ist laut VDA nicht in Sicht.
Verglichen mit Januar 2009 zogen die Neuzulassungen im Februar um 46,7 Prozent an, berichtete das Kraftfahrtbundesamt (KBA) in Flensburg. 60 Prozent der Neuzulassungen entfielen auf private Käufer. "Dabei standen kleinere Fahrzeuge klar im Vordergrund."
Freundliche Aussichten
Dank des Schubs durch die Abwrackprämie sehe es fürs Gesamtjahr im Inland aber nicht mehr ganz düster aus, sagte Wissmann. "Wir haben die Chance, trotz des schwierigen Umfeldes in diesem Jahr die Drei- Millionen-Marke bei den Pkw-Neuzulassungen zu knacken." Die deutschen Premiumhersteller bekommen von diesem Kuchen derzeit aber kaum etwas ab. Vor allem Kleinwagenhersteller wie Volkswagen, Opel, Renault, Fiat oder Toyota freuen sich über mehr Bestellungen für ihre kleinen Modelle, BMW, Daimler und Audi schauen weitgehend in die Röhre. Laut Kraftfahrtbundesamt gingen die Zulassungszahlen in der Oberklasse im Februar um mehr als ein Viertel zurück.
Die Konzern-Lenker der Premium-Hersteller sehen erst wieder im nächsten Jahr einen Silberstreif am Horizont. Im Februar verkauften Audi und BMW weniger Autos als noch vor einem Jahr. Als Reaktion auf die anhaltende Nachfrageschwäche soll die Produktion weiter gedrosselt werden. BMW und Daimler wollen die Kurzarbeit in ihren Werken ausweiten und auch Audi lässt die Bänder über Ostern eine weitere Woche stillstehen.
"Die Abwrackprämie hilft den Massenherstellern. Uns hilft sie auch, aber in einem Prozentbereich, der nicht kriegsentscheidend ist", sagte BMW-Chef Norbert Reithofer. Im Februar habe sich der Absatz ähnlich schwach entwickelt wie im Januar, als die Verkaufszahlen um rund ein Viertel eingebrochen waren. "Wir sind derzeit in weiteren Gesprächen mit den Betriebsräten, auch nach dem März Kurzarbeit zu fahren", sagte Reithofer. BMW will bislang im Februar und März rund 38.000 Fahrzeuge weniger bauen als geplant. Von Kurzarbeit betroffen sind derzeit rund 27.000 Mitarbeiter an den Standorten Dingolfing, Regensburg, München, Landshut und Berlin.
Daimler-Chef Dieter Zetsche warnte, die Abwrackprämie sei ein kurzes "Strohfeuer". Vorgezogene Käufe könnten nach Auslaufen der Förderung eine neue Nachfragedelle verursachen. Er halte es nicht für die Hauptaufgabe des Staates, die Kundennachfrage anzukurbeln. Daimler prüft derzeit eine Ausweitung der Kurzarbeit bis Mitte des Jahres. Derzeit arbeiten bereits mehr als 50.000 Mitarbeiter des DAX- Konzerns kurz. Zetsche sagte in Genf nur, die Lage auf den Märkten habe sich im Februar nicht wesentlich gebessert. Im Januar hatte die Pkw-Sparte wegen des schwachen Abschneidens der Kernmarke Mercedes- Benz einen Absatzrückgang um fast ein Drittel.
Audi plant nach einem Produktionsstopp über die Faschingsfeiertage eine weitere Woche Kurzarbeit an Ostern. Insgesamt sollen so rund 12.500 Autos weniger produziert werden. Im laufenden Jahr rechnen die Ingolstädter mit einem Absatzrückgang von rund zehn Prozent. Im Februar sank der Absatz um elf Prozent auf 63.000 Fahrzeuge.
Einer der großen Profiteure der Abwrackprämie ist Volkswagen. Die Bestellungen haben sich im Februar annähernd verdreifacht. Normalerweise gingen pro Monat 40.000 bis 50.000 Bestellungen ein, im Februar seien es 135. 000 gewesen, sagte VW-Vertriebschef Detlef Wittig der "Automobilwoche". Die Großwetterlage sieht aber auch bei VW trotz des kurzfristigen Erfolgs der Abwrackprämie schlecht aus. Der Konzern erwartet 2009 nach 6,27 Mio. verkauften Autos im Vorjahr einen weltweiten Absatzrückgang um zehn Prozent.
Auch beim Branchenprimus Toyota kann der deutsche Markt das trübe Gesamtbild allenfalls aufhellen. Im Februar verbesserte sich der Absatz in Deutschland zwar von etwa 8.500 Fahrzeugen im Vorjahr auf rund 13.000, fürs Gesamtjahr wird in Europa aber ein deutliches Minus erwartet.
Quelle: ntv.de