Wenn das Einkommen nicht zum Leben reicht BA: Immer weniger Aufstocker
08.05.2013, 14:05 Uhr
Reinigungskräfte sind meist schlecht bezahlt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Hartz IV trotz Arbeitsstelle - so sieht für viele Menschen in Deutschland die Realität aus. Weil ihr Einkommen nicht zum Leben reicht, brauchen sie staatliche Hilfe. Besonders stark betroffen sind Singles. Die BA erkennt aber einen positiven Trend.
Die Zahl der Bundesbürger, die trotz eines Vollzeit- oder Teilzeitjobs auf Hartz IV angewiesen sind, geht zurück. Im vergangenen Jahr bekamen 1,324 Millionen Menschen einen staatlichen Zuschuss. Das sind etwa 30.000 weniger als 2011. "Wir werten das eigentlich positiv", sagte Paul Ebsen, Sprecher der Bundesagentur für Arbeit (BA), in Nürnberg.
Er wies damit einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zurück, wonach immer mehr Menschen in Deutschland trotz eines Vollzeit- oder Teilzeitjobs zu wenig verdienen, um davon leben zu können. Nach den Statistiken der Bundesagentur sinkt die Zahl der sogenannten Hartz-IV-Aufstocker seit 2010. Die Zahl der Menschen, die mehr als 800 Euro im Monat verdienen und Arbeitslosengeld II bekommen, stieg laut BA im Vergleich zu 2009 zwar um 20.000. Im Vergleich zu 2007 ging die Zahl jedoch um mehr als 25.000 zurück.
Überdurchschnittliche viele Aufstocker entfallen laut "SZ" jedoch auf den Bereich der Alleinstehenden. Die Zahl der Singles, die eine Arbeit in Voll- oder Teilzeit hätten, aber damit ihren Lebensunterhalt nicht alleine bestreiten könnten, sei in den Jahren zwischen 2009 und 2012 um 38 Prozent auf etwa 75.600 angestiegen.
SPD erneuert Mindestlohn-Forderung
Betroffen sind offenbar besonders Arbeitnehmer in den Bereichen Handel, Gastronomie, Gesundheits- und Sozialwesen und Leiharbeiter. Die Gesamtzahl der Hartz-IV-Bezieher, die erwerbstätig waren, blieb in dem Zeitraum auf etwa dem gleichen Niveau: 1,3 Millionen Menschen waren zusätzlich zu einem Job auf die staatliche Grundsicherung angewiesen. Knapp die Hälfte habe einen Mini-Job gehabt.
Die Bundesagentur für Arbeit wertete die Zahl der Aufstocker nicht als per se negativ. So könne eine bezahlte Arbeit zusätzlich zur staatlichen Hilfe den Weg zu einer besser bezahlten Stelle ebnen, sagte eine BA-Sprecherin der "Süddeutschen Zeitung". Zudem könne der Anstieg bei den Singles, die zusätzlich zu einer Teil- oder Vollzeitstelle Grundsicherung erhielten, mit höheren Mietkosten und gestiegenen Hartz-IV-Leistungen zusammenhängen.
Die SPD erneuerte derweil ihre Forderung nach einem flächendeckenden Mindestlohn von 8,50 Euro. Arbeitsmarktexperte Stefan Sell von der Hochschule Koblenz kritisierte die Arbeitgeber. Sie könnten dank des Staates "einen Teil ihrer Lohnkosten auf Kosten der steuerzahlenden Bürger gleichsam sozialisieren - und sich damit gegenüber Unternehmen einen Vorteil verschaffen, die sich ordentlich verhalten wollen".
Quelle: ntv.de, hah/dpa