Steuergeld für SSL-Knacker BND bittet um Millionen
10.11.2014, 04:05 Uhr
Hinter hohen Mauern: Die gut gesicherten Zentrale des Bundesnachrichtendienstes in Berlin.
(Foto: picture alliance / dpa)
In Sachen Online-Spionage hinken die deutschen Abwehrexperten den USA offenbar meilenweit hinterher. Im Bundestag beantragt der Bundesnachrichtendienst nun zusätzliche Mittel. Angeblich will der BND damit auch geschützte Online-Verbindungen entschlüsseln.
Der Bundesnachrichtendienst (BND) will einem Bericht zufolge künftig auch geschützte Internetverbindungen überwachen. Für die dafür nötige technische Aufrüstung habe der Geheimdienst kürzlich für das kommende Jahr im Vertrauensgremium des Bundestags 28 Millionen Euro beantragt, berichtete die "Süddeutsche Zeitung". Demnach sollen die IT-Experten des deutschen Geheimdienstes künftig auch Verbindungen knacken können, die durch die Verschlüsselungstechniken SSL und HTTPS geschützt sind.
Bis zum Jahr 2020 sollen für das Programm insgesamt 300 Millionen Euro bewilligt werden, berichtete die "Süddeutsche Zeitung". Der BND will demnach unter anderem soziale Netzwerke im Ausland überwachen und ein Frühwarnsystem für Cyberangriffe einrichten. In diesem Jahr wurden für die Vorbereitung des Programms bereits 6,22 Millionen Euro ausgegeben, wie es in dem Bericht weiter hieß.
Angriff auf SSL und https
Der BND will der "SZ" zufolge mithilfe externer Spezialisten künftig die Sicherheitsbarrieren der Transportverschlüsselung SSL überwinden. Diese Technik zur Sicherung vertraulicher Daten wird unter anderem auch von vielen Einkaufsportalen verwendet. Durch das Programm namens Nitidezza könnten in Zukunft möglicherweise auch HTTPS-Verbindungen vom Dienst decodiert werden. Damit wäre zum Beispiel auch Online-Banking vor den BND-Schnüfflern nicht mehr sicher.
Die Überwachung sozialer Netzwerke wie Twitter befindet sich dem Bericht zufolge offenbar noch in der Aufbauphase. Erst im Juni kommenden Jahres solle ein Prototyp starten, hieß es. Nach BND-Angaben sollen nur öffentlich zugängliche Daten benutzt werden. In die Analyse sollen demnach keine Datenpakete in deutscher Sprache einfließen.
Vor allem im Kampf gegen ausländische Extremistenorganisationen spielt das Internet eine immer wichtigere Rolle. Vertreter der Bewegungen verbreiten ihre Ansichten nicht nur vordergründig über Online-Plattformen, sondern rekrutieren auch neue Mitglieder über soziale Netzwerke im Internet.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP