Politik

Keine geheime Absprache über Gaddafi BND kannte Unterschlupf nicht

Ist der libysche Ex-Diktator Gaddafi ist offenbar doch nicht mit deutscher Hilfe aufgespürt worden. Der BND dementiert entsprechende Medienberichte. Zuvor hatte es geheißen, der Nachrichtendienst habe aufgrund seiner "traditionell guten Kontakten im Nahen Osten schon seit Wochen den genauen Aufenthaltsort Gaddafis" gekannt.

Von Sirte blieb nicht viel übrig.

Von Sirte blieb nicht viel übrig.

(Foto: REUTERS)

Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat einen "Spiegel"-Bericht dementiert, wonach der frühere libysche Machthaber Muammar Gaddafi offenbar mit deutscher Hilfe aufgespürt worden sei. "Der BND hatte keine Kenntnis darüber, dass sich Gaddafi an den Tagen vor oder zum Zeitpunkt seiner Festnahme in Sirte aufhielt", sagte BND-Sprecher Dieter Arndt gegenüber n-tv. Der BND sei selbst "überrascht über den Auffindeort" Gaddafis gewesen, fügte Arndt hinzu. Daher seien auch die Schlussfolgerungen, die das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" aus seinem Bericht ziehe, falsch.

"Der Spiegel" hatte am Samstag vorab aus seiner neuen Ausgabe gemeldet, dem Bundesnachrichtendienst (BND) sei schon seit Wochen der genaue Aufenthaltsort Gaddafis in dessen Heimatstadt Sirte bekannt gewesen. Der BND verfüge traditionell über ein dichtes Quellennetz im Nahen Osten und habe genau gewusst, wo sich Gaddafi vor den Rebellen versteckt hielt, hieß es weiter.

Aus Sicherheitskreisen hieß es laut dem Bericht jedoch, es seien keine Geo-Daten mitgeteilt worden, die zu einem gezielten Angriff auf Gaddafi hätten führen können. Den NATO-Partnern dürfte aber laut "Spiegel" trotzdem klar gewesen sein, wo Gaddafi sich aufgehalten hatte. Als der Ex-Machthaber schließlich am vergangenen Donnerstag versuchte, aus Sirte zu flüchten, beschossen NATO-Kampfflugzeuge seinen Konvoi.

Alles eine "freie Erfindung"

Auch im Irak-Krieg 2003 hatten deutsche Geheimdienstagenten die USA mit Informationen aus Bagdad versorgt. Als die NATO nach Beginn der Aufstände in Libyen im März begann, Luftschläge gegen Gaddafis Truppen vorzubereiten, enthielten sich die Deutschen im UN-Sicherheitsrat der Stimme. Der "Spiegel" berichtete nun, ein etwaiger BND-Handel mit Informationen über den monatelang gesuchten Ex-Machthaber könnte geeignet sein, politischen Schaden wiedergutzumachen. Aus dies entspreche nicht der Wahrheit, so Arndt. Der Bericht sei eine "freie Erfindung".

Leiche wird freigegeben

Die Leichen Gaddafis und seines ebenfalls getöteten Sohnes Mutassim werden in einem Kühlraum eines Kaufhauses zur Schau gestellt.

Die Leichen Gaddafis und seines ebenfalls getöteten Sohnes Mutassim werden in einem Kühlraum eines Kaufhauses zur Schau gestellt.

(Foto: REUTERS)

Derweil hat ein Sprecher des Nationalrats in Tripolis angekündigt, dass die Leiche Gaddafis "schon sehr bald" an dessen Familie übergeben werde. "Seine Familie kann entscheiden, wo und wann sie ihn begraben will", sagte Ahmed Dschibril der BBC. Einen konkreten Zeitpunkt nannte er nicht. Vertreter des Gaddafa-Stammes hatten die Aushändigung der Leichname Gaddafis und seines ebenfalls getöteten Sohnes Mutassim gefordert. Beide waren unter noch nicht geklärten Umständen getötet worden.

"Unglückliche Umstände"

Die beiden Leichname waren anschließend nach Misrata gebracht worden, wo sie zuerst obduziert und dann für die Bevölkerung zur Schau gestellt worden waren. Dschibril sagte, die Umstände der Tötung Gaddafis, die er als "unglücklich" bezeichnete, würden vom Übergangsrat noch geprüft.

Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass der Ex-Diktator und sein Sohn, der die Leibwache kommandierte, von Milizionären des Übergangsrates nach ihrer Gefangennahme willkürlich erschossen wurden.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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