Sieg bei Präsidentschaftswahlen in Chile Bachelet kehrt an die Macht zurück
16.12.2013, 00:27 Uhr
Chiles neue Präsidentin bei der Stimmabgabe: Michelle Bachelet.
(Foto: AP)
Chile hat ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Michelle Bachelet gewinnt die Wahlen im südamerikanischen Land gegen eine altbekannte Kontrahentin. Die gelernte Ärztin war schon einmal Präsidentin - und hat besondere Verbindungen zu Deutschland.
Die Sozialistin Michelle Bachelet hat die Präsidentschaftswahl in Chile gewonnen. Nach der Auszählung von mehr als 80 Prozent der Stimmen kam Bachelet in der Stichwahl auf mehr als 62 Prozent und setzte sich damit deutlich gegen die konservative Kandidatin Evelyn Matthei durch. Die 62-Jährige tritt ihre zweite Amtszeit als Staatschefin am 11. März an.
Matthei räumte ihre Niederlage ein und gratulierte Bachelet, die auf den konservativen Amtsinhaber Sebastián Piñera folgt. Er vereinbarte mit ihr für Montag eine erste Besprechung, um die Amtsübergabe zu regeln. Bachelet war als große Favoritin in die Stichwahl gegangen, nachdem sie im ersten Wahlgang Mitte November knapp 47 Prozent der Stimmen erhalten hatte. Matthei kam damals auf 25 Prozent.
"Bildung ist keine Ware"
Bachelet war von 2006 bis 2010 Chiles erste Frau im Präsidentenamt. Sie konnte aber laut Verfassung nicht direkt für eine weitere Amtszeit antreten. Die Sozialistin hatte im Wahlkampf eine neue Verfassung, Änderungen im Steuersystem und Bildungsreformen versprochen. Außerdem kündigte sie an, Abtreibungen in dem tief katholischen Land legalisieren zu wollen.
"Die Bildung darf nicht profitorientiert sein, die Bildung ist keine Ware", sagte sie nach Bekanntgabe des Ergebnisses auf der Alameda, in Santiago de Chile. Zur Finanzierung der Bildungsreform kann sie auf die Unterstüzung der Mitte-Links-Koalition "Neue Mehrheit" bauen. Das Bündnis hatte sich bei der ersten Wahlrunde am 17. November die Mehrheit im Parlament gesichert.
Bachelet sprach sich zugleich für eine neue Verfassung aus, "die in Demokratie geboren sei". Das gültige Grundgesetz wurde noch zu Zeiten der Militärregierung verfasst. "Jetzt ist endlich der Moment gekommen: wir haben die Bürgerkraft, die parlamentarische Mehrheit und den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Rahmen, um die notwendigen Umwandlungen durchzuführen", erklärte Bachelet.
Exil in der DDR
Die Sozialistin ist die Tochter eines Luftwaffengenerals, der sich dem Staatsstreich Augusto Pinochets widersetzte und im Gefängnis zu Tode gefoltert wurde. Auch Michelle Bachelet und ihre Mutter wurden festgenommen und gefoltert. Als sie freikamen, gingen beide ins Exil, erst nach Australien und dann in die DDR. Dort setzte Bachelet ihre in Chile begonnene Ausbildung zur Kinderärztin fort.
In der DDR heiratete sie einen Exil-Chilenen, von dem sie sich 1984 trennte. Aus der Ehe stammen ein in Leipzig geborener Sohn und eine Tochter. Bachelet hat eine weitere Tochter aus einer späteren Beziehung zu einem Arzt in Chile. Diese Partnerschaft zerbrach ebenfalls.
Quelle: ntv.de, rpe/vpe/AFP/dpa