Politik

Saddams Bedauern Bagdad übergibt Waffenbericht

Irak hat den mit Spannung erwarteten Bericht über atomare, chemische und biologische Projekte den Vereinten Nationen übergeben. Ein Fahrzeug mit dem 12.000 Seiten starken Bericht fuhr am Abend (18.00 Uhr MEZ) vor dem UN-Büro am Rande der Hauptstadt Bagdad vor.

Bereits wenige Stunden zuvor war das Dokument Journalisten vorgestellt worden. Sie waren in die Behörde des irakischen Verbindungsoffiziers zu den UN-Waffeninspekteuren, Brigadegeneral Hossam Mohammed Amin, geführt worden. Lesen oder nachsehen durften sie nichts. Hossam Mohammed bekräftigte dabei, dass Irak keine Massenvernichtungswaffen besitze.

Am Sonntag soll die Liste von einem UN-Flugzeug zum Hauptsitz in New York und zur Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nach Wien gebracht werden. Die Frist, nach der das Dokument bis Sonntag bei den Vereinten Nationen vorzuliegen hat, war in der Sicherheitsrats-Resolution vom 8. November gesetzt worden. Sollte das Dokument unvollständig sein, werden Bagdad ernste Konsequenzen angedroht.

Die USA bekräftigten ihre skeptische Haltung. Die Regierung werde sich mit der Beurteilung der irakischen Angaben Zeit lassen, sagt Präsident George W. Bush. "Wir werden die Ehrlichkeit und Vollständigkeit erst beurteilen, wenn wir sie umfassend geprüft haben, und das wird einige Zeit in Anspruch nehmen."

Auch die UNO hatte bereits angekündigt, dass die Prüfung des Waffenberichts einige Zeit erfordern werde. Die UN-Waffeninspekteure sollen im Januar einen ersten Bericht ihrer jüngsten Kontrollen vorlegen.

Saddam bedauert Kuwait-Invasion

Iraks Präsident Saddam Hussein hat unterdessen erstmals öffentlich sein Bedauern über die Folgen der irakischen Invasion in Kuwait ausgedrückt. "Dass wir dies jetzt sagen, ist keine Schwäche oder Taktik von unserer Seite", hieß es in einer Rede des Präsidenten, die Informationsminister Mohammed Said el Sahhaf am Samstagabend im irakischen Fernsehen verlas. Die Invasion sei "zum Selbstschutz" erfolgt, da sich schon damals US-Soldaten in Kuwait aufgehalten hätten.

Gleichzeitig warnte er in seiner mit religiösem Pathos verbrämten Rede die kuwaitische Bevölkerung vor der Zusammenarbeit mit "ausländischen Armeen". Iraker und Kuwaiter sollten zusammen im Heiligen Krieg kämpfen. Dem kuwaitischen Herrscherhaus und der Regierung warf er ihre Zusammenarbeit mit den USA vor.

Die kuwaitische Führung verrate ihr Land, indem sie den USA die Stationierung von Truppen für einen Angriff auf den Irak gestatte, sagte Saddam. Außerdem unterhielten die "Verantwortlichen" in Kuwait Kontakte zur irakischen Exil-Opposition. Dies sei eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes.

Ein kuwaitischer Regierungsfunktionär wies die Entschuldigung zurück. "Wenn es eine aufrichtige Entschuldigung gewesen wäre, hätte er über die Kriegsgefangenen reden müssen", sagte der kuwaitische außenpolitische Berater Sami el Nisf im saudischen Satelliten-Fernsehen MBC. Kuwait geht davon aus, dass 600 Kuwaiter und andere Araber noch immer in irakischer Gefangenschaft sind.

Waffeninspekteure bei der Arbeit

Die UN-Waffeninspekteure nahmen ihre Arbeit im Irak nach zweitägiger Pause wieder auf. Die Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) durchsuchten ein etwa 25 Kilometer von Bagdad entferntes Lager der irakischen Atomenergieverwaltung.Wie der arabische TV-Sender El Dschasira berichtete, setzten die Inspekteure der UN-Waffenkontrollkommission (UNMOVIC) ihre Inspektionen in einer Autofabrik in der Umgebung der Hauptstadt fort.

Asyl für Iraks Wissenschaftler gefordert

Die USA forderten die Kontrolleure auf, endlich irakische Wissenschaftler ins Ausland zu bringen, damit sie gegen Saddam Hussein aussagten. Der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, forderte die Inspektoren auf, irakischen Wissenschaftlern Sicherheit und Asyl im Ausland auch für ihre Familien zu bieten, wenn sie gegen Saddam Hussein aussagten. Er verwies darauf, dass dieses Vorgehen auch in der letzten UN-Resolution vorgesehen sei. Und natürlich hätten über Überläufer die Vereinten Nationen zu entscheiden, betonte Fleischer.

"Inspektoren wie Touristen"

Der irakische Botschafter in Moskau, Abbad Chalaf, äußerte sich kritisch über die bisherige Arbeit der Inspektoren. Diese rechneten offenbar gar nicht damit, Massenvernichtungswaffen zu finden. Schließlich hätten sie bei der Überprüfung eines Palastes von Staatschef Saddam Hussein am Dienstag keine Schutzkleidung getragen. "Sie sind wie Touristen da hinein gegangen", sagte Chalaf. "Wenn sie Waffen darin vermutet hätten, warum haben sie dann keine Spezialkleider getragen, um sich gegen Strahlung und Infektionen zu schützen?"

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen