Pendeln wird teurer Bahn erhöht Nahverkehrs-Preise
03.01.2002, 09:00 UhrZug-Pendler hat die Euro-Umstellung zum Jahresbeginn kalt erwischt. Mit der neuen Währung erhöhte die Deutsche Bahn zur Überraschung die Fahrpreise im Nahverkehr deutlich. Zugreisen unter 160 Kilometern Entfernung wurden bis zu 4,9 Prozent teurer, wie das Unternehmen auf Anfrage bestätigte.
Der Fahrgast-Verband Pro Bahn kritisierte, dass die Bahn ihre Kunden über die Preiserhöhung nicht ausreichend informiert habe. "Der Umgang mit der Öffentlichkeit ist - gelinde gesagt - nicht sehr kundenfreundlich", sagte der Pro-Bahn-Bundesvorsitzende Karl-Peter Naumann gegenüber AP. "Wenn man schon die Preise erhöht, muss man das offiziell und laut sagen", forderte der Verbraucherschützer.
Zumindest hätte das Unternehmen auf die erhöhten Tarife anlässlich der Euro-Umstellung hinweisen müssen, kritisierte Naumann. Noch am Neujahrstag hatte ein Bahnsprecher aber lediglich davon gesprochen, dass sich die Fahrpreise nur kaum spürbar im Promillebereich ändern würden.
Bahnsprecher Steffen Felger betonte, die Bahn habe bereits Anfang vergangenen Jahres Pläne zur Tarifanhebung bestätigt. Eine eigene Pressemitteilung habe es danach aber nicht mehr gegeben. "Es war ja bekannt", sagte Felger. Die Preiserhöhung sei angesichts gestiegener Kosten notwendig.
Im Durchschnitt erhöhe sich der Preis bei einfachen Fahrkarten unter hundert Kilometern Entfernung um 3,8 Prozent. Bei Wochen- und Monatskarten für Strecken unter 160 Kilometern stiegen die Preise seinen Angaben zufolge je nach Entfernung zwischen 3,45 Prozent bei kürzeren Verbindungen und um 4,9 Prozent bei Fahrten über 61 Kilometern.
Nach einem Bericht der "Lübecker Nachrichten" werden auch die Wochenkarten im Fernverkehr um bis zu zwölf Prozent teurer. Der Sprecher der Bahn in Hamburg, Egbert Meyer-Lovis, bezeichnete die Informationspolitik seines Unternehmens als "sehr unglücklich". Die Preisanhebung habe nichts mit der Euro-Umstellung zu tun. Vielmehr seien Fernverkehr-Wochenkarten im Vergleich zu Monatskarten zu günstig gewesen.
Entscheidung über Wochenend-Ticket
Über den Fortbestand des Wochenend-Tickets der Bahn soll nun offenbar das Bundesverkehrsministerium entscheiden. Die Bundesländer Hamburg, Bayern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg lehnten die von der Bahn beantragte Preiserhöhung von 21 auf 28 Euro ab, berichtete das "Westfalen-Blatt".
Die Bahn hatte bereits im Dezember gedroht, das stark genutzte Sonderangebot Ende März auslaufen zu lassen, nachdem das Regierungspräsidium Darmstadt stellvertretend für die Bundesländer die Erhöhung abgelehnt hatte. Die Genehmigung für das Wochenend-Ticket, mit dem bis zu fünf Personen einen Tag lang Nahverkehrszüge im gesamten Bundesgebiet benutzen können, muss jährlich verlängert werden.
Quelle: ntv.de