Grube: "Spätestens Montag" Bahn will Stuttgart 21 weiterbauen
30.05.2011, 16:34 Uhr
Stuttgart-21-Gegner protestieren vor dem Landtag.
(Foto: dpa)
Spätestens am Montag will die Bahn das umstrittene Milliardenprojekt Stuttgart 21 weiterbauen. Grund seien ablaufende Fristen, die Kosten in dreistelliger Millionenhöhe verursachen würden, sagt Bahnchef Grube. Das Land müsse bezahlen, wenn es zu Verzögerungen komme. Die neue grün-rote Landesregierung will den Weiterbau unbedingt verhindern.
Die Deutsche Bahn will die Arbeiten am Milliardenprojekt Stuttgart 21 nach dem monatelangen Baustopp möglichst in der kommenden Woche wieder aufnehmen. "Spätestens nächsten Montag werden die Arbeiten fortgesetzt. Stuttgart 21 wird gebaut", sagte Bahnchef Rüdiger Grube dem Hessischen Rundfunk. Zuvor solle es noch ein Telefongespräch zwischen Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer und dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann geben, bestätigte Bahnvorstandsmitglied Volker Kefer nach einer Sitzung des Lenkungsausschusses in Stuttgart.
Der Lenkungsausschuss zu "Stuttgart 21" hatte erstmals mit Beteiligung der neuen grün-roten Landesregierung getagt und ist nach den Worten von Bahnchef Grube "ergebnislos" verlaufen. Falls die Bahn nicht umgehend bauen lasse, könne das Unternehmen die Frist für die Auftragsvergabe für zwei Tunnel nicht einhalten. "Diese Frist läuft am 15. Juli ab", betonte Grube.
Grün-Rot unter Druck
Kefer sagte, eine weitere Bauverzögerung erhöhe die Kosten um 410 Millionen Euro. Bisher hatte die Bahn von monatlichen Mehrkosten von 10 bis 15 Millionen Euro gesprochen. Die Eröffnung des neuen Durchgangsbahnhofs mit seinen Zubringertunnels werde sich dann um bis zu drei Jahre auf Ende 2022 verzögern. "Wir wollen schadenfrei bezüglich Verzögerung und Kosten gestellt werden", sagte Kefer. Deshalb solle die neue Landesregierung direkt mit dem Bahn-Eigentümer, dem Bund, verhandeln. Viele Aufträge müssten ausgesetzt und neu ausgeschrieben werden, sagte Kefer. Das Land müsse alle Kosten tragen, wenn es zu Verzögerungen kommt, betonte Grube.
Allerdings will die neue grün-rote Landesregierung das noch verhindern. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann pochte auf eine Verlängerung des Vergabe- und Baustopps. "Die Züge laufen auseinander. Es passt nicht zusammen", sagte er zum aktuellen Stand. Die Bahn hatte von sich aus die Arbeiten nach der Wahl der ersten grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg Ende März ausgesetzt. Im Oktober will die grün-rote Koalition die Bürger in einem Volksentscheid befragen.
Termindruck beim Tunnelbau
Minister Hermann ergänzte, auf Grundlage eines gemeinsamen Fahrplans werde der Belastungstest des neuen Bahnhofs voraussichtlich Mitte Juli vorgestellt. Dafür würden die Ergebnisse in einer vierstündigen Veranstaltung vorgetragen. Dieser Test solle zeigen, ob der achtgleisige Bahnhof in der Spitzenstunde mit 49 Zügen 30 Prozent mehr als der alte 16-gleisige Kopfbahnhof abwickeln könne.
Kefer sagte, etwa der Bau des Fildertunnels müsse dringend vergeben werden. Er sei "terminkritisch", weil das Verfahren bereits laufe. Außerdem soll das Grundwasser zum Bau des Bahnhofs in Stuttgart statt wie geplant um sieben nun um 14 Meter abgesenkt werden. Auch am Technikgebäude auf der Westseite solle weitergebaut werden.
Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP