Mit Besen und Mülltüten Bangkok räumt auf
23.05.2010, 15:39 Uhr
In Bangkok beginnt das große Aufräumen.
(Foto: AP)
Vier Tage nach dem gewaltsamen Ende der Straßenkämpfe in Bangkok kehrt der Alltag zurück. Ganze Schulklassen bemühen sich in Thailands Hauptstadt, die Spuren der Unruhen zu beseitigen. Die nächtliche Ausgangssperre wurde dennoch um zwei Nächte verlängert.
In der thailändischen Hauptstadt Bangkok kommen die Aufräumarbeiten nach den schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Gang. Tausende Bürger begannen, mit Besen, Mülltüten und Gesichtsmasken ausgerüstet das verwüstete Einkaufsviertel Rachaprasong wieder herzurichten. Die Börse und andere Finanzmärkte kündigten an, den normalen Handel am Montag wieder aufzunehmen. Die meisten Soldaten wurden aus der Hauptstadt abgezogen und ihre Kontrollposten an die Polizei übergeben.
Vor Beginn der Aufräumaktion in Rachaprasong hatte die Armee das Einkaufsviertel freigegeben und erklärt, es drohe dort keine Gefahr mehr von Sprengsätzen oder anderen Überbleibseln der Unruhen. Die Protestbewegung der sogenannten Rothemden hatte die Gegend wochenlang belagert, um ihrer Forderung nach Neuwahlen Nachdruck zu verleihen. Nun marschierten ganze Schulklassen auf, um die Spuren der Unruhen zu beseitigen. Viele Menschen bemühten sich mit Rasiermessern und Küchenbürsten, Protestplakate abzukratzen und Graffiti von den Wänden zu schrubben.
Nahverkehr rattert wieder
Rund um die Ruinen des Einkaufszentrums Central World, das auf dem Höhepunkt der Proteste niedergebrannt worden war, errichteten Arbeiter einen Metallzaun. U-Bahn und Nahverkehrszüge fuhren nach einem provisorischen Fahrplan und ratterten weitgehend menschenleer durch das Viertel.
Die Präsidentin der seit Donnerstag geschlossenen Börse von Bangkok, Patareeya Benjapolchai, erklärte, das Handelssystem könne wieder anlaufen. Die Börse hatte zu den fast 40 Gebäuden in der Stadt gehört, die von wütenden Demonstranten in Brand gesteckt worden waren, nachdem die Armee Mitte der Woche das Zentrum der Protestbewegung gestürmt hatte. In der jüngsten Runde der Gewalt waren binnen rund einer Woche mindestens 54 Menschen getötet und mehr als 400 verletzt worden.
Seit dem Ende der Unruhen am Donnerstag kam es kaum noch zu Gewalttaten. Am frühen Sonntagmorgen schoss ein Bewaffneter mit einer Pistole auf eine Bank in einem Vorort der Hauptstadt und richtete Sachschaden an, wie die Polizei berichtete. Offenbar habe es sich aber um einen isolierten Vorfall gehandelt. Auch Behörden und Schulen sollen am Montag wieder öffnen. Die nach den Unruhen verhängte nächtliche Ausgangssperre für Bangkok und 23 Provinzen wurde dennoch um zwei Nächte verlängert.
Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva erklärte in seiner wöchentlichen Fernsehansprache, er wolle nicht bis zum Ende seiner regulären Regierungszeit 2012 im Amt bleiben. Ob das frühere Angebot vorgezogener Wahlen im November noch auf dem Tisch sei, ließ er aber offen. Die Rothemden hatten diese Offerte zurückgewiesen. Ihre Anführer haben angekündigt, im Juni außerhalb der Hauptstadt weiterzuprotestieren.
Quelle: ntv.de, rts