Politik

Mindestens zehn Tote in Thailand Bangkok vor Bürgerkrieg

Die Regierungstruppen gehen mit äußerster Gewalt gegen die Demonstranten vor.

Die Regierungstruppen gehen mit äußerster Gewalt gegen die Demonstranten vor.

(Foto: AP)

Bei den blutigen Auseinandersetzungen in Bangkok sterben mindestens zehn Demonstranten. Das Militär geht geht mit aller Härte gegen die Rothemden vor und schießt scharf mitten in die Menschenmengen. Das Auswärtige Amt in Berlin warnt vor Reisen nach Bangkok, Fluggesellschaften streichen ihre Flüge.

Angesichts der Eskalation der Gewalt in der thailändischen Hauptstadt Bangkok wächst die Angst vor einem Bürgerkrieg. Soldaten der thailändischen Armee feuerten auf Anhänger der oppositionellen Rothemden, dabei kamen erneut mindestens zehn Menschen ums Leben. Die Regierung ließ das von den Demonstranten seit Wochen besetzte Geschäftsviertel vollständig abriegeln und stellte den Strom ab.

Die Soldaten marschierten in Richtung der , setzten Tränengas ein und feuerten Gewehrsalven ab. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, schossen die Soldaten auch direkt in die Menge. Oppositionsanhänger steckten zahlreiche Barrikaden in Brand, um ein Vorrücken der Sicherheitskräfte zu verhindern. Sie zündeten auch einen unbesetzten Polizeibus an und zerstörten Armeefahrzeuge und Wasserwerfer.

Kriegsähnliche Zustände

Zahlreiche Demonstranten wurden in den Auseinandersetzungen verletzt.

Zahlreiche Demonstranten wurden in den Auseinandersetzungen verletzt.

(Foto: dpa)

Die Demonstranten bauten ihr Lager, wo sie sich hinter Wällen aus Autoreifen und Zäunen mit spitzen Bambusstangen verbarrikadiert haben, weiter zur Festung aus. Augenzeugen berichteten, dass sie sich mit Steinen und anderen Wurfgeschossen eingedeckt haben. 15.000 Menschen seien dort, viele von ihnen Frauen und Kinder.

Die Rothemden haben geschworen, bis zum letzten Mann in ihrem besetzten Camp zu bleiben. "Wir bleiben hier", sagte Nattawut Saikua, Mitglied der Führungstgruppe der Demonstranten. "Wir sind auf jede Entwicklung vorbereitet, aber ich weiß nicht, ob Thailand diese Nacht übersteht."

Ein Sprecher der Demonstranten bemühte sich dagegen um Entspannung: "Wir wollen keinen Bürgerkrieg." Er machte die Armee für die Eskalation der Gewalt verantwortlich. Deren Beteuerung, dass die Soldaten nur Gummigeschosse einsetzten, wies er zurück. "Wir wollen keine Konfrontation", sagte Finanzminister Korn Chatikavanij.

Blutige Auseinandersetzungen

Generalmajor Khattiya Sawasdipol bei einem Interview, kurz bevor er von Regierungstruppen niedergeschossen wurde.

Generalmajor Khattiya Sawasdipol bei einem Interview, kurz bevor er von Regierungstruppen niedergeschossen wurde.

(Foto: Reuters)

Nach Angaben von Rettungskräften wurden bei den gewaltsamen Zusammenstößen mindestens zehn Menschen getötet. Mehr als 100 Menschen seien verletzt worden. Unter den Verletzten ist auch ein prominenter General, der zu den Rothemden übergelaufen war. Generalmajor Khattiya Sawasdipol, genannt Seh Daeng, wurde mitten im Interview mit ausländischen Journalisten in den Kopf geschossen. Nach Krankenhausangaben war er weiter bewusstlos und hatte nur eine geringe Überlebenschance.

Seit Beginn der Krise Mitte März kamen mindestens 33 Menschen ums Leben. Mehr als tausend Menschen wurden verletzt.

Die Armee hatte das Geschäftsviertel Ratchaprasong zuvor abgeriegelt und Kontrollposten an den Zufahrtstraßen eingerichtet. Nach den gewaltsamen Zusammenstößen am Donnerstagabend hatten die Behörden auch den Strom in der Demonstrationszone abgeschaltet. Verteidigungsminister Prawit Wongsuwon sagte, die Rothemden sollten durch den Militäreinsatz zur Rückkehr an den Verhandlungstisch bewegt werden.

Rothemden fordern Neuwahlen

Die Demonstranten fordern den Rücktritt von Ministerpräsident Vejjajiva.

Die Demonstranten fordern den Rücktritt von Ministerpräsident Vejjajiva.

(Foto: dpa)

Die Demonstranten gehören mehrheitlich der verarmten Landbevölkerung an und sind Anhänger des 2006 gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra. Sie werfen Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva vor, allein im Dienste der Eliten zu stehen, und fordern seinen Rücktritt und Neuwahlen. Abhisit hatte in der vergangenen Woche nachgegeben und einen Versöhnungsplan vorgeschlagen, der vorgezogene Parlamentswahlen im November einschließt. Seine Gegner erklärten sich im Grundsatz einverstanden, erhoben aber neue Forderungen. Am Mittwoch ließen die Rothemden ein Ultimatum für die Räumung des Bangkoker Stadtzentrums verstreichen, Abhisit zog sein Angebot daraufhin zurück.

Der im Exil lebende Thaksin erklärte, eine friedliche Lösung sei noch immer möglich. Die Regierung begehe allerdings "schwere Verletzungen der Menschenrechte". Einer der Rothemden-Anführer, Nattawut Saikuar, warf Abhisit vor, einen Bürgerkrieg angezettelt zu haben. "Wir fordern, dass die Regierung unverzüglich das Militär zurückzieht und die Gewalt einstellt", sagte er.

Warnung vor Reisen nach Bangkok

Das Auswärtige Amt in Berlin riet in einem Sicherheitshinweis dringend vor Reisen aller Art nach Bangkok ab. Dies betreffe aber nicht die Nutzung des Flughafens der thailändischen Hauptstadt, sagte ein Sprecher. Die Bundesregierung verfolge die aktuelle Entwicklung mit "großer Sorge".

Wegen der ungewissen Lage hatte das Außenministerium bereits im vergangenen Monat eine Reisewarnung für Bangkok erlassen. Davon ausgenommen ist lediglich der Flughafen, der auch von europäischen Touristen und Geschäftsleuten stark benutzt wird. "Die Nutzung des Bangkoker Flughafens insbesondere als Transitflughafen für Flüge innerhalb Thailands oder ins Ausland ist derzeit nicht beeinträchtigt", heißt es in den offiziellen Reisehinweisen.

Die Reiseveranstalter Thomas Cook und TUI sagten Reisen  nach Bangkok bis Ende Mai ab, alle anderen Thailand-Urlaube fänden  allerdings uneingeschränkt statt.

Quelle: ntv.de, AFP/rts/dpa

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