SPD-Chef Kurt Beck war einem Zeitungsbericht zufolge nicht vorab über das Treffen seiner Parteikollegin, Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul, mit dem Dalai Lama informiert. Beck sei über die für Montag in Berlin angesetzte Begegnung sehr verärgert, berichtete die "Welt am Sonntag". Er habe sich Freitagabend am Rande des Kommunalwahlkampfs in Schleswig-Holstein über die Ministerin beschwert, hieß es weiter.

Beck soll demnach zu SPD-Landeschef Ralf Stegner gesagt haben: "Keiner von uns hat gewusst, dass Heidemarie Wieczorek-Zeul den Dalai Lama treffen wollte." Das habe auch für ihn selbst gegolten. Weiter soll Beck gesagt haben, als er von dem Termin erfahren habe, "war der Scheiß ja nicht mehr rückgängig zu machen".

Beck sehe seine Partei erneut in die Defensive gedrängt, berichtete die "WamS" weiter. Auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier hatte Wieczorek-Zeul für den Dalai-Empfang bereits am Freitag scharf kritisiert. Der Chefdiplomat war nach Worten eines Sprechers ebenfalls nicht vorab über Wieczorek-Zeuls Empfangspläne für den Dalai-Lama unterrichtet. Steinmeier selbst hatte ein Zusammentreffen mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter abgelehnt.

Ministerin: Eigene Initiative

Wieczorek-Zeul bekräftigte unterdessen, dass sie sich auf eigene Initiative mit dem Dalai Lama treffe. In dem am Sonntag ausgestrahlten "Interview der Woche" des Deutschlandfunks sagte sie auf die Frage, ob sie den Gast aus Tibet aus eigenem Antrieb oder im Auftrag von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) treffe: "Ich unternehme Gespräche, die ich führe, immer auf eigene Initiative." Als Entwicklungsministerin stehe sie für den Dialog mit allen Beteiligten. "Und genau in dieser Verantwortung nehme ich das Gespräch auch wahr", fügte sie hinzu.