Hauen und Stechen Becks Experience
27.03.2008, 09:13 UhrDie Debatte in der SPD um die Kanzlerkandidatur wird schärfer. Vorstandsmitglied Niels Annen wies Äußerungen des Partei-Rechten Johannes Kahrs zurück, für den Parteichef Kurt Beck nicht mehr als Kanzlerkandidat in Frage kommt. "Beck hat die ganz klare Unterstützung der Partei", widersprach Annen im Deutschlandfunk. Kahrs hatte dem "Flensburger Tageblatt" gesagt, Beck müsse für die Öffnung der SPD zur Linkspartei "büßen". Damit habe sich die Kanzlerfrage schon erledigt. "Das ist eine unangemessene Formulierung", kritisierte Annen und bemühte sich, die Debatte zu dämpfen: "Die häufig wechselnde Meinung meines Kollegen Kahrs zu der Frage der Führungsqualitäten von Kurt Beck ist nun wirklich nicht wesentlich."
Annen mahnte seine Partei, Ruhe einkehren zu lassen und die Diskussion über eine Urwahl des Kanzlerkandidaten zu beenden. Die SPD werde sich nicht von ihrem Zeitplan abbringen lassen. Beck werde einen Vorschlag für den Kanzlerkandidaten unterbreiten. "Ich habe keinen Zweifel, dass der Vorschlag, den Kurt Beck machen wird, auf große Akzeptanz stoßen wird. Und es bleibt dabei: Der Vorsitzende hat das erste Zugriffsrecht, er hat das Vertrauen."
"Debatte zur falschen Zeit"
Ähnlich äußerte sich Generalsekretär Hubertus Heil im "Tagesspiegel". Er wandte sich damit gegen den Hamburger SPD-Spitzenkandidaten Michael Naumann, der Beck eine Entscheidung der Mitglieder nahelegte. Naumann ist ein Gegner Becks, seit dieser die SPD in einem umstrittenen Kurswechsel für eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei öffnete. Seither gilt Beck als angeschlagen, so dass es in der SPD verbreitet Zweifel an seiner Kanzlerkandidatur gibt.
"Die Diskussion über Verfahren und Kanzlerkandidaten ist eine Debatte zur falschen Zeit", sagte Heil. "Der Parteivorsitzende wird zum richtigen Zeitpunkt einen Vorschlag machen. Das ist in der Parteispitze einvernehmlich vereinbart." Die SPD werde sich von niemandem aus dem Tritt bringen lassen. Heil richtete seine Warnung vor einer solchen Debatte auch an die eigenen Reihen. "Jeder verantwortliche Sozialdemokrat weiß, wann welche Debatten zu führen sind und wann nicht." Vorschläge zur Urwahl werden in Teilen der SPD als Vehikel für Kritik an Beck interpretiert.
91 Prozent für Urwahl
Bei einer Umfrage hatten sich 91 Prozent der SPD-Wähler dafür ausgesprochen, dass die Parteibasis über den Herausforderer von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in einer Urwahl entscheidet. Der Streit in der Parteiführung über die Linkspartei hatte Beck persönlich und der SPD in Umfragen deutliche Verluste beschert: In keinem der 16 Bundesländer wäre die SPD noch stärkste Kraft, wenn jetzt Bundestagswahl wäre, ergab eine forsa-Umfrage.
Quelle: ntv.de