Platz fünf für Mister X Beckstein soll Innenminister werden
28.04.2002, 11:32 UhrDas Geheimnis um den ominösen Mister X der CSU ist gelüftet, doch einen Sturm der Begeisterung löste das beim Auserwählten nicht aus. "Meine Vorstellungen wären in eine andere Richtung gegangen", sagte Bayerns Innenminister Günther Beckstein mit tapferem Lächeln. Der 59-jährige CSU-Politiker steuert jetzt Berlin an - auf Wunsch des Unionskanzlerkandidaten Edmund Stoiber.
Nach der Bundestagswahl am 22. September soll der promovierte Jurist mit Stoiber in die Hauptstadt wechseln um nach einem Sieg der Union möglicherweise Bundesinnenminister zu werden. Um einen Vertrauten mitnehmen zu können, hatte sich Stoiber eigens Platz fünf auf der CSU-Landesliste reservieren lassen. In Bayern wurde tagelang über Mister X spekuliert: Wird es Beckstein oder Staatskanzlei-Chef Erwin Huber oder Wirtschaftsminister Otto Wiesheu?
Am Freitag beendete Stoiber das Rätselraten. Bei der Entscheidung spürte Beckstein nach eigenen Worten "ein gewisses Zögern", weil er "ein überzeugter Landespolitiker" sei. Aber schließlich habe er zu denen gezählt, die Stoiber zur Kanzlerkandidatur gedrängt hatten; im Gegenzug müsse er jetzt eben den Chef auf dem Weg nach Berlin begleiten, sagte Beckstein am Samstag vor der Landesdelegiertenversammlung der CSU. "Einen Tag nach der Entscheidung kann ich sagen: Ich freue mich zu 100 Prozent auf diese Aufgabe und werde sie mit 110 Prozent machen", fügte er hinzu.
Die CSU-Delegierten wählten Beckstein mit 243 von 245 gültigen Stimmen zum Bundestagskandidaten. Der fünfte Platz der Landesliste gilt als sicheres Sprungbrett für einen Sitz im Berliner Parlament. Spitzenkandidat Stoiber fuhr 251 von 254 gültigen Stimmen ein. Beide ziehen ohne eigenen Wahlkreis in die Wahl am 22. September.
"Innere Sicherheit hat einen Namen: Günther Beckstein"
Im geplanten Stoiberschen Kompetenzteam wird sich Beckstein um die Innen- und Sicherheitspolitik kümmern. "Innere Sicherheit hat in Deutschland einen Namen, und der heißt Günther Beckstein", sagte der CSU-Chef. Mit Otto Schily habe die SPD allerdings auf diesem Feld einen "ernst zu nehmenden Statthalter".
Wer sonst noch zu Stoibers Kompetenztruppe zählen soll, will die Union im Mai festlegen. Stoibers Entscheidung für Beckstein könnte für den Franken bedeuten, nach einem Wahlsieg der Union Innenminister in Berlin zu werden. Der Kanzlerkandidat sagte dazu: "Beckstein ist jetzt der Spitzenvertreter und bereit, auch in ein Bundeskabinett einzutreten." Konkrete Entscheidungen hingen aber "natürlich von den Konstellationen nach der Wahl ab".
Wer könnte Stoiber in München folgen?
Die Klärung der Mister-X-Frage stellt zugleich die Weichen für die N-Frage: Wer wird Stoiber im Amt nachfolgen, wenn die Union im Herbst die Wahl gewinnt? Beckstein, der als stellvertretender Ministerpräsident daran großes Interesse gehabt hätte, ist aus dem Rennen.
Schon im Januar, als Stoiber Kanzlerkandidat der Union wurde, waren neben dem Innenminister Staatskanzlei-Chef Huber und der CSU-Fraktionschef im Landtag, Alois Glück, im Gespräch. Wie Beckstein der "Süddeutschen Zeitung" sagte, ist die N-Frage "zu 95 Prozent" zu Gunsten Hubers entschieden. Stoiber tat die Diskussion um sein Erbe dagegen als Frühstart ab: "Diese Entscheidung steht jetzt überhaupt nicht an. Es geht um die Bundestagswahl, um den Bundeskanzler, um nichts Anderes."
(Von AP-Korrespondentin Irene Preisinger)
Quelle: ntv.de