Taliban: Geiseln leben Befreiungsaktion dementiert
01.08.2007, 06:34 UhrDie Regierungen in Kabul und Seoul haben Berichte über eine gewaltsame Befreiung der 21 südkoreanischen Geiseln zurückgewiesen. Das afghanische Verteidigungsministerium betonte, Ziel der Militäroperation gegen die Taliban in der südostafghanischen Provinz Ghasni sei nicht die Befreiung der Entführten. Der Sprecher des Außenministeriums in Seoul, Lee Youn Soo, sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur Yonhap, die afghanische Regierung werde keine Militäroperation ohne die Zustimmung Südkoreas beginnen.
"Wir haben eine solche Rettungsoperation nicht genehmigt", sagte Lee Youn Soo. "Wir sind über eine solche Aktion auch nicht informiert worden." Die Taliban haben für den Fall einer Militäroperation zur Befreiung der Geiseln gedroht, die Südkoreaner zu töten. Die südkoreanische Regierung bemüht sich um direkten Kontakt zu den Taliban. Yonhap meldete unter Berufung auf Regierungsbeamte in Seoul, auch die Beratungen mit den USA über eine Lösung sollten intensiviert werden. Südkorea versuche, sich in der Geiselkrise von der Abhängigkeit von der afghanischen Regierung zu lösen.
Die Angehörigen der Geiseln riefen die USA dazu auf, sich für eine Freilassung der Entführten einzusetzen. In einer gemeinsamen Mitteilung mit den fünf größten Parteien Südkoreas forderten die Familien die Regierung in Washington dazu auf, eine "aktive Rolle" einzunehmen und die Ermordung der Geiseln zu verhindern.
Taliban: Geiseln leben noch
Nach Ablauf des bislang letzten Ultimatums am Mittwoch um 9.30 Uhr haben die Taliban nach eigenen Angaben keine der 21 südkoreanischen Geiseln getötet. Taliban-Sprecher Kari Jussif Ahmadi sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa, derzeit gebe es kein neues Ultimatum. Eine neue Frist sei aber nicht ausgeschlossen, sollten die afghanische und die koreanische Regierung signalisieren, dass sie auf die Forderungen der Geiselnehmer einlenken.
Zwei Frauen in der Gruppe der südkoreanischen Aufbauhelfer befinden sich offenbar in einem kritischen Gesundheitszustand. "Die Mehrzahl der Geiseln ist erkrankt, zwei Frauen sehr schwer", sagte ein Taliban-Sprecher. Es bestehe die Möglichkeit, dass sie sterben. Die Krankheit sei den Entführern unbekannt, noch verfüge die Gruppe über entsprechende Medikamente. Wie der Sprecher weiter mitteilte, habe es keinen Kontakt mit afghanischen Vermittlern gegeben.
Die Taliban fordern von der afghanischen Regierung die Freilassung gefangen gehaltener Kämpfer. Zuvor hatte die afghanische Polizei die Leiche des zweiten getöteten Südkoreaners gefunden. Das Opfer wurde am Montag erschossen und in einem Feld unweit der Stadt Ghasni entdeckt. Die ursprünglich 23 christlichen Aufbauhelfer waren vor eineinhalb Wochen verschleppt worden, einen Tag nach der Entführung zweier Deutscher in einer Nachbarprovinz.
Quelle: ntv.de