Kurzer Besuch in Indonesien Begeisterung für Obama ist verflogen
10.11.2010, 12:05 UhrVor zwei Jahren kannte die Obama-Begeisterung in Indonesien keine Grenzen. Der kleine "Barry", der dort als Kind gelebt hatte, war zum mächtigsten Mann der Welt gewählt worden. Doch inzwischen ist die Freude merklich abgekühlt.
Er kam, sah und - siegte nicht. US-Präsident Barack Obama hat sich für sein einstiges Heimatland Indonesien so wenig Zeit genommen, dass es ihm kaum gelang, die Massen zu begeistern. Keine 20 Stunden verbrachte er in Jakarta. Als Junge hatte er vier Jahre dort gelebt. Auf leer gefegten und gesperrten Straßen jagte seine Limousine zu den Terminen, und dann, zwei Stunden vor der geplanten Zeit, schon wieder zurück zum Flughafen - als könne er nicht schnell genug davon kommen. "Ich glaube, er hat Angst vor Protesten", meinte Ilham, ein Mopedkurier in Jakarta. "Deshalb ist er nicht länger geblieben."
Als Obama vor zwei Jahren ins Weiße Haus gewählt wurde, kannte die Obamania in Indonesien keine Grenzen. Ihr "Barry", wie Obama als Junge dort genannt wurde, war jetzt der mächtigste Mann der Welt. Ein Denkmal wurde gebaut, eine Obama-Erinnerungstour für einheimische Touristen mit einem Besuch beim damaligen Friseur der Familie wurde zum Renner. Obama-Double Ilham Anas mit blendend weißen Zähnen und Riesenohren als Markenzeichen war auf allen Kanälen präsent.
Doch flachte die Begeisterung merklich ab, vor allem, als Obama seinen angekündigten Besuch in diesem Jahr gleich zweimal in letzter Minute absagte. Das Denkmal wurde nach Protesten aus dem Weg geräumt, das Double ist inzwischen fast nur noch im Ausland gefragt. Mit dieser Kurzvisite konnte der Präsident die Herzen der Indonesier nicht zurückgewinnen. "Ich glaube, die Leute hier sind wegen seiner Geschichte zu sentimental", meinte Radiomoderator Dyah Paramita.
Am Dienstag wirkte Obama nach den intensiven Indien-Tagen ausgelaugt und müde, am Mittwoch war er geschäftsmäßig. Seine Rede wollte er rüberbringen, nach Lob für die Toleranz in der indonesischen Gesellschaft die Mahnung loswerden, dass der Antiterrorkampf noch nicht gewonnen sei. Die 6000 Studenten und Dozenten der Universität von Jakarta klatschten höflich.
"Pulang Kampung, nih"
Wenn Obama aber noch einmal seinen Charme einsetzte, begann der Funke überzuspringen, aber die Momente waren kurz. "Pulang Kampung, nih" - etwa: Ich bin zurück in meiner Dorf - sagte er in akzentlosem Indonesisch zu den Studenten. Da gab es dann großen Applaus und anfeuernde Zwischenrufe. Beim Gala-Dinner hatte er die Lacher mit einem "Semuanya enak" auf seiner Seite - alles köstlich. Präsident Susilo Bambang Yudhoyono hatte eigens Obamas indonesische Lieblingsgerichte aufgetischt.
Die "Freunde Obamas", ein Verein aus alten Spielkameraden und Schulkollegen von damals, mussten aber bei ihrer "Willkommensparty für den verlorenen Sohn" alleine feiern. Der US-Präsident schaute nicht vorbei. Wenigstens hatte die US-Botschaft 20 ehemalige Schulkameraden eingeladen, Obamas Rede zu hören - unter 6000 anderen Gästen. Sie wollten ihm ein spezielles Album mit Schnappschüssen aus der Kindheit überreichen, doch durfte niemand etwas mitbringen in den Vorlesungssaal, aus Sicherheitsgründen. Die Kinder der SDN Menteng 1-Grundschule, an der Obama damals die Schulbank drückte, hatten ihre Tänzchen vergeblich einstudiert. Bis zuletzt hatten sie insgeheim doch noch gehofft, dass der einstige Pennäler hereinschneien würde.
"Ich habe Indonesien lieben gelernt"
Obama bemühte in seiner Rede Erinnerungen an das Indonesien seiner Kindertage. Er zog mit seiner Mutter 1967 nach Jakarta, nachdem sie einen Indonesier geheiratet hatte. 1971 schickte sie ihn nach Hawaii zu den Großeltern. "Ich habe Indonesien lieben gelernt, als wir damals Drachen steigen ließen, durch die Felder rannten, Libellen fingen und Satay und Bakso von den Straßenverkäufern kauften", sagte er grinsend, und machte dann die Singstimme nach, mit der die Verkäufer auf der Straße damals Fleischspießchen und Hackbällchen anpriesen: "Satay! Bakso!" rief Obama - und einmal lag im das Publikum begeistert zu Füßen.
Quelle: ntv.de, Christiane Oelrich, dpa