Politik

Atomexperte: Von CIA entführt Bekam Amiri Millionen?

Zurück im Iran: Amiri mit seiner Frau und seinem Sohn.

Zurück im Iran: Amiri mit seiner Frau und seinem Sohn.

(Foto: REUTERS)

Es klingt nach einem Agenten-Film: Der iranische Atomwissenschaftler Amiri soll vom US-Geheimdienst CIA mehrere Millionen Dollar für Informationen über das Atomprogramm seines Landes erhalten haben. Amiri behauptet allerdings, von den USA entführt worden zu sein. Zurück im Iran wirft er dem CIA zudem vor, ihn gefoltert zu haben.

Das diplomatische Verwirrspiel um einen iranischen Atomforscher geht weiter. Der nach Teheran heimgekehrte Wissenschaftler Sharam Amiri soll vom US-Geheimdienst CIA fünf Millionen Dollar (3,9 Millionen Euro) für Informationen über das iranische Atomprogramm erhalten haben, berichtete die "Washington Post" unter Berufung auf einen US-Regierungsbeamten. Auch Amiri gab Millionen-Offerten der Amerikaner zu, allerdings unter ganz anderen Vorzeichen.

Die "Washington Post" berichtete, Amiri habe die Summe zwar erhalten, komme aber nach seiner Rückkehr in den Iran nicht mehr an das Geld heran. "Auf alles, was er bekam, hat er keinen Zugriff mehr, dank der Finanz-Sanktionen gegen den Iran", sagte der US-Regierungsbeamte. Laut Amiri war in der Tat Geld im Spiel, sogar mehr als von den Amerikanern angegeben. "Mir wurden 10 Millionen Dollar angeboten, damit ich im US-Nachrichtensender CNN zugebe, dass ich in den USA Asyl beantragt habe, und weitere 50 Millionen, damit ich nicht zurückkehre", zitierte die iranische Nachrichtenagentur ISNA den Wissenschaftler. Als anständiger Iraner habe er das Geld jedoch abgelehnt.

Zurück zur Familie

Nach mehr als einjähriger Odyssee war der 32-jährige Iraner wieder in den Schoß der Familie zurückgekehrt. Zu seiner Begrüßung auf dem Flughafen von Teheran war in den frühen Morgenstunden neben Frau, Sohn und Eltern auch der stellvertretende Außenminister Hassan Ghashgavi erschienen. Der strahlende Heimkehrer hielt die meiste Zeit seinen kleinen Sohn im Arm und zeigte der Presse das Victory-Zeichen. Amiri sollte sich zunächst zu Hause ausruhen.

Verräter oder Entführungsopfer? Wie Amiri in die USA kam, bleibt umstritten.

Verräter oder Entführungsopfer? Wie Amiri in die USA kam, bleibt umstritten.

(Foto: REUTERS)

Der iranische Außenminister Manuchehr Mottaki sagte bei einer vom Nachrichtensender Press TV übertragenen Pressekonferenz in Teheran, dass der Iran den Fall Amiri weiterhin verfolgen und notfalls auch rechtliche Schritte gegen die USA wegen Entführung einleiten werde.

Widersprüchliche Angaben

Amiri hatte nach seiner Ankunft erklärt, er sei vor einem Jahr bei einer Pilgerfahrt in Saudi-Arabien von Geheimdiensten in die USA verschleppt und dort gefoltert worden. "Amerika wollte, dass ich sage, dass ich aus eigenem Wunsch auf ihre Seite gewechselt bin", sagte der Wissenschaftler nach seiner Ankunft. Die USA hätten ihn aber nur benutzen wollen, um falsche Informationen über das iranische Atomprogramm zu veröffentlichen. Ein Vertreter des iranischen Außenministeriums dankte Amiri dafür, dem Druck Stand gehalten zu haben.

"Ich wurde zwei Monate lang von amerikanischen und israelischen Verhörspezialisten körperlich und geistig gefoltert", sagte Amiri. Er sei gezwungen worden, zu sagen, dass er freiwillig in die USA gekommen sei, um geheime Informationen über das militärische Atomprogramm des Irans zu verraten. "Sie drohten mir, mich ansonsten nach Israel zu überstellen", sagte der iranische Atomwissenschaftler. Er sei aber nur ein "einfacher Forscher". Mit den Urananreicherungsanlagen Natans und Fordo habe er nichts zu tun.

Angeblich übergelaufen

Die USA wiesen die Vorwürfe zurück. Ihrer Darstellung nach lebte der Mann freiwillig in den USA. Gleichzeitig soll Amiri sehr nützlich für die USA gewesen sein. "Wir haben nützliche Informationen von ihm erhalten, und die Iraner haben Amiri bekommen. Sagen sie selbst, wer das bessere Geschäft gemacht hat", sagte eine Person, die namentlich nicht genannt werden wollte.

US-Medien hatten berichtet, der ehemalige Mitarbeiter der iranischen Atombehörde habe für den US-Geheimdienst CIA gearbeitet und sei übergelaufen. Zu der Verwirrung hatte Amiri später selbst mit widersprüchlichen Aussagen beigetragen. So soll der 32-Jährige in einem Video erklärt haben, er sei von der CIA und saudischen Agenten gekidnappt worden, dann erschien ein Video, in dem er schilderte, dass er in Freiheit in Arizona lebe, und schließlich tauchte ein Video auf, in dem er behauptete, er sei seinen Entführern entkommen. Amiri war am Montag überraschend im für Iran zuständigen Teil der pakistanischen Botschaft in Washington aufgetaucht.

Die USA und der Iran unterhalten seit gut 30 Jahren keine diplomatischen Beziehungen. Der US-Regierung ist das iranische Atomprogramm ein Dorn im Auge. Sie befürchtet, dass Teheran heimlich am Bau von Atomwaffen arbeitet. Mit anderen westlichen Staaten setzte sie daher Anfang Juni weitere UN-Sanktionen gegen den Iran durch.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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