Politik

Mutmaßlicher Täter weiter auf der Flucht Belaïd-Witwe fordert Klarheit

Fordert gnadenlose Aufklärung: Basma Belaïd, die Witwe des getöteten tunesischen Politikers (r.).

Fordert gnadenlose Aufklärung: Basma Belaïd, die Witwe des getöteten tunesischen Politikers (r.).

(Foto: picture alliance / dpa)

Verwirrung im Fall Belaïd: Zunächst heißt es, der mutmaßliche Mörder des tunesischen Politikers sei gefasst. Jetzt rudert das Innenministerium zurück. Der Täter sei lediglich identifiziert. Belaïds Witwe erhebt unterdessen schwere Vorwürfe. Die Milizen würden von der Regierung unterstützt.

Tunesische Medien berichten es: Der mutmaßliche Mörder des tunesischen Oppositionspolitikers Chokri Belaïd sei gefasst. Doch wenige Stunden später dementiert die Regierung.  Der Täter sei "identifiziert", jedoch noch nicht festgenommen worden. Er sei weiterhin auf der Flucht, nach ihm werde gefahndet, sagte der tunesische Innenminister und designierte Regierungschef Ali Larayedh. Lediglich vier seiner Komplizen seien bereits festgenommen worden. Sie gehörten der radikalislamischen Salafisten-Bewegung an, sagte Larayedh.

Die vier mutmaßlichen Komplizen hätten Belaïd eine Zeit lang beobachtet, führte der Minister aus. Einer von ihnen habe zugegeben, den Mörder während seiner Tat begleitet zu haben.  Dabei soll er sich auf eine Fatwa, ein islamisches Urteil, gegen Belaïd berufen haben. Belaïd hatte sich für eine Trennung von Staat und Religion eingesetzt.

Wer gab den Auftrag?

Die Witwe Belaïds fordert unterdessen Klarheit über den möglichen Auftraggeber des Mordes. "Es ist gut zu wissen, wer (die Tat) ausgeführt hat, für mich ist es aber sehr wichtig zu wissen, wer den Auftrag gegeben hat", sagte Basma Belaïd dem französischen Sender Europe 1. Ihr Mann sei einem Auftragsmord zum Opfer gefallen, "denn es war ein durchgeplantes Verbrechen". "Wir wollen einen Prozess, und dass die Ermittlungen vorangetrieben werden und alles aufgedeckt wird", sagte sie. Ihrer Ansicht nach trägt die Regierungspartei Ennahda die politische Verantwortung für den Mord. Die Milizen würden "vom System" geschützt und müssten sofort aufgelöst werden.

Belaïd war am Morgen des 6. Februar vor seinem Wohnhaus in Tunis erschossen worden, der Täter soll auf einem Motorrad geflüchtet sein. Seine Ermordung stürzte Tunesien in eine tiefe Krise. Die Opposition machte die islamistische Regierungspartei Ennahda und deren Vorsitzenden Rached Ghannouchi für die Tat verantwortlich, die dies zurückwiesen. Es gab heftige Proteste gegen die Ennahda.

Als Ausweg aus der Krise wollte der bisherige Regierungschef Hamadi Jebali eine Expertenregierung bilden, er scheiterte aber am Widerstand seiner Ennahda-Partei und trat daraufhin zurück. Die Ennahda benannte inzwischen Innenminister Larayedh als ihren neuen Kandidaten für das Amt. Er wurde am vergangenen Freitag mit der Regierungsbildung beauftragt.

Quelle: ntv.de, cro/AFP/dpa

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