Von der CIA gefoltert Belhadsch fordert Entschuldigung
05.09.2011, 08:56 Uhr
Belhadsch hat Festnahme und Folterung auch westlichen Geheimdiensten zu "verdanken".
(Foto: AP)
"Was mir passiert ist, war illegal und verdient eine Entschuldigung", sagt Abdelhakim Belhadsch. Der neue Militärkommandant in Tripolis beschuldigt CIA und MI-5, ihn 2004 an das Gaddafi-Regime ausgeliefert zu haben. Nach seiner Festnahme in Bangkok sei er von CIA-Agenten gefoltert worden.
Abdelhakim Belhadsch, der neue Militärkommandant von Tripolis, hat von den USA und Großbritannien eine Entschuldigung gefordert, nachdem bekanntgeworden war, dass die Geheimdienste beider Länder bei seiner Festnahme geholfen haben sollen. "Was mir passiert ist, war illegal und verdient eine Entschuldigung", sagte Belhadsch der britischen BBC. Der Zeitung "The Guardian" sagte Belhadsch, er erwäge Klagen gegen beide Länder. Trotz allem werde die neue Führung des Landes mit den USA und Großbritannien aber künftig "geregelte Beziehungen" führen.

Die Dokumente wurden in einem verlassenen Büro von Gaddafis Geheimdienstchef gefunden.
(Foto: REUTERS)
Am Wochenende war bekanntgeworden, dass der US-Geheimdienst CIA sowie britische Geheimdienste eng mit dem Gaddafi-Regime zusammengearbeitet haben sollen. Aus den Dokumenten, die aus den Archiven der libyschen Geheimdienste zutage geförderten wurden, geht hervor, dass sie auch bei der Gefangennahme und Überstellung Belhadschs Hilfe angeboten hatten. Die Papiere waren von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch und Journalisten in Tripolis gefunden worden. Demnach war Belhadsch 2004 zusammen mit seiner schwangeren Frau auf dem Flughafen Bangkok von CIA-Agenten überwältigt und nach Tripolis verschleppt worden. Belhadsch war nach eigenen Angaben von den CIA-Agenten in Bangkok gefoltert worden.
"Regelmäßig gefoltert"
Belhadsch saß nach seinen Worten sieben Jahre im Gefängnis und wurde "regelmäßig gefoltert". So habe es etwa Schlafentzug und ständigen Lärm gegeben. "Ich bin überrascht, dass die Briten in diese schmerzhafte Zeit meines Lebens involviert waren", sagte Belhadsch britischen Medien. Libyen ist für seine Folterpraxis berüchtigt.
Er hatte der radikalen Kämpfende Islamische Vereinigung in Libyen (LIFG) angehört, die von den USA als Terrororganisation eingestuft war. Nach eigenem Bekunden hatte aber die islamistische Organisation nur den Sturz Gaddafis im Sinne gehabt und ihre Verbindungen zur Al-Kaida von Osama bin Laden abgebrochen.
Hand in Hand auch mit dem MI-5
Der britische Inlandsgeheimdienst MI-5 soll aus Libyen Informationen über inhaftierte Terrorverdächtige angefordert haben, die womöglich Folter ausgesetzt waren, berichtete die "Sunday Times". Die Briten wiederum hätten Informationen über Gegner Gaddafis geliefert, die im Königreich lebten.
Unter den Fundstücken ist der Zeitung zufolge auch ein Brief des früheren britischen Premierministers Tony Blair an den Gaddafi-Sohn Saif al-Islam aus dem Jahr 2007. Darin habe er diesem bei dessen Doktorarbeit geholfen. Der Brief beginne mit den Worten "Lieber Ingenieur Saif" und sei unterzeichnet mit "die besten Wünsche, hochachtungsvoll, Tony Blair".
Das Boulevardblatt "Daily Mail" gab ebenfalls an, Papiere aus dem Fund gesehen zu haben. Daraus werde klar, dass Libyen Großbritannien unter großen Druck gesetzt habe, den Lockerbie-Bomber Abdel Bassit al-Megrahi freizulassen. Das Regime habe mit "schrecklichen Konsequenzen" für die britisch-libyschen Beziehungen gedroht. Der Libyer ist als einziger für das Attentat auf ein US-Passagierflugzeug über dem schottischen Ort Lockerbie 1988 verurteilt worden, bei dem 270 Menschen starben. Er war vor rund zwei Jahren wegen einer Krebserkrankung begnadigt worden.
Weder die CIA noch das britische Außenministerium wollten sich zu den Dokumenten äußern. CIA-Sprecherin Jennifer Youngblood sagte laut "New York Times": "Es kann nicht überraschen, dass die Central Intelligence Agency mit ausländischen Regierungen zusammenarbeitet, um dabei zu helfen, unser Land vor Terrorismus und anderen tödlichen Bedrohungen zu schützen."
Quelle: ntv.de, dpa/AFP