Politik

"Tiefes Mitgefühl" Benedikt im Westjordanland

Papst Benedikt XVI. hat sich bei seinem Besuch im Westjordanland für einen eigenständigen Palästinenserstaat und für ein Ende der israelischen Blockade des Gazastreifens ausgesprochen. Den Opfern des israelischen Militärangriffs im Gazastreifen sprach er in Bethlehem sein "tiefes Mitgefühl" aus. Den Bau der Sperranlage durch Israel bezeichnete der Papst beim Besuch eines palästinensischen Flüchtlingslagers als "tragisch".

Der Vatikan unterstütze "das Recht Ihres Volkes auf eine souveräne palästinensische Heimat im Land Ihrer Vorfahren, sicher und in Frieden mit seinen Nachbarn, innerhalb der international anerkannten Grenzen", sagte der Papst während der Willkommenszeremonie in Bethlehem, dem Geburtsort Jesu, an Palästinenserpräsident Mahmud Abbas gerichtet. Auch wenn dieses Ziel in weiter Ferne scheine, solle die "Flamme der Hoffnung" auf eine Lösung erhalten bleiben.

Mit seinem Werben für eine Zwei-Staaten-Lösung im Nahen Osten erhöhte das Oberhaupt der katholischen Kirche den Druck auf die israelische Regierung von Benjamin Netanjahu. Diese hat sich trotz entsprechender Forderungen der USA und der EU bislang nicht klar zur Bildung eines eigenständigen Palästinenserstaats geäußert.

"Terror widerstehen"

Die Palästinenser rief der Papst auf, der Versuchung zu widerstehen, sich "Gewalt und Terrorismus zuzuwenden". Ein gerechtes und friedliches Zusammenleben der Völker im Nahen Osten könne nur durch einen "Geist der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Respekts" erreicht werden.

Während einer Messe vor der Geburtskirche in Bethlehem sagte Benedikt XVI. vor tausenden Gläubigen, er bete für ein baldiges Ende der Blockade des Gazastreifens und sichere der Bevölkerung seine Solidarität bei der "gewaltigen" Arbeit des Wiederaufbaus zu.

Palästinenserpräsident Abbas sagte, es sei Zeit, die Leiden der Palästinenser zu beenden. Die von Israel errichtete Sperranlage kritisierte Abbas als "Apartheidmauer". Sie hindere die Palästinenser daran, die den Christen heilige Grabeskirche oder die den Muslimen heilige Al-Aksa-Moschee in Jerusalem zu besuchen.

Der Papst nannte den Bau der Sperranlage beim anschließenden Besuch des Flüchtlingslager Aida außerhalb Bethlehems "tragisch". Dies gelte umso mehr in einer Welt, die sich immer weiter öffne für Handel, Reisen, Personenverkehr und kulturellen Austausch.

"Friedensbotschaft" an die Israelis

Abbas richtete eine "Friedensbotschaft" an die Israelis. Die israelischen Nachbarn seien aufgerufen, die Besatzung der palästinensischen Gebiete, die Siedlungspolitik sowie die Festnahmen und Erniedrigungen der Palästinenser zu beenden. Nur so könnten alle Völker im Nahen Osten in Frieden und Wohlstand miteinander leben.

Vor dem Besuch des Flüchtlingslagers Aida suchten der Papst und Abbas das Caritas Baby Hospital in Bethlehem auf. Sie wurden dort vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und dem Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Kurt Koch, begrüßt. Die zu großen Teilen durch Katholiken aus Deutschland und der Schweiz finanzierte Klinik versorgt jährlich rund 30.000 Kinder unabhängig von ihrer Nationalität oder Religion. Der Papst würdigte die Klinik als "Oase des Friedens für die Schutzlosesten". Sie zeige, "dass Liebe über Hass und Friede über Gewalt siegen kann".

Quelle: ntv.de, AFP

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