"Ich sollte ermordet werden" Beresowski lebt gefährlich
18.07.2007, 11:19 UhrDer russische Oligarch und Kreml-Kritiker Boris Beresowski sollte nach eigenen Angaben vor kurzem in London ermordet werden. Er sei von der Polizei vor drei Wochen über einen Mordplan informiert und angewiesen worden, Großbritannien zu verlassen, sagte Beresowski der BBC. Hinter dem Mordplan stecke die russische Regierung. Die Polizei bestätigte die Festnahme eines Verdächtigen im Zusammenhang mit dem Fall.
Die Beziehungen zwischen Russland und Großbritannien sind derzeit wegen der Affäre um den vergifteten Ex-Agenten Alexander Litwinenko stark belastet. Russland weigert sich, den Verdächtigen Andrej Lugowoi auszuliefern, Großbritannien will nun russische Diplomaten ausweisen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte London und Moskau zu einer schnellen Beilegung ihres Konflikts auf. Die Vergiftung des früheren russischen Spions im November vorigen Jahres mit radioaktivem Polonium 210 in London müsse aufgeklärt werden, sagte Merkel in Berlin. Der Mord habe auch andere Menschen in Gefahr gebracht. Sie hoffe und glaube nicht, dass sich die Auseinandersetzung zu einer Krise zwischen der EU und Russland ausweiten werde. Russland und Großbritannien seien eng miteinander verflochten. "Ich hoffe, dass das ganz schnell beigelegt wird."
Beresowski sagte, er habe auch einen Tipp aus Russland bekommen. "Jemand, den ich kenne, sollte nach London kommen, mich treffen und mich öffentlich töten, ohne sich zu verstecken. Später sollte der Täter erklären, es sei aus Geschäftsgründen geschehen", sagte er. Die Boulevardzeitung "Sun" berichtete, ein Auftragsmörder sollte Beresowski im Hilton Hotel in der Innenstadt erschießen. Der Mann sei aber nach Geheimdiensthinweisen gefasst worden. Eine Bestätigung von Polizei oder Innenministerium gab es dafür nicht.
Der russische Botschafter in London, Juri Fedotow sagte, ein mögliches Mordkomplott gegen Beresowski würde ihn nicht überraschen, da dieser auch wirklich keine Gelegenheit auslasse, sich mit seinen Äußerungen öffentlich in Gefahr zu bringen. Er schloss aber jede Verwicklung seines Landes in einen Mordplan aus.
Beresowski, der seit 2000 im Exil in Großbritannien lebt, war in Russland mehrfach Opfer von versuchten Mordanschlägen geworden. Russland verlangt Beresowskis Auslieferung und wirft ihm Geldwäsche sowie Korruption vor. Beresowski forderte Lugowoi auf, sich in einem Drittland wie Deutschland, Dänemark oder Norwegen vor Gericht zu verantworten. Lugowoi beteuert seine Unschuld. Er selbst sei bereit, dies ebenfalls zu tun, sagte Beresowksi. Er würde so die Vorwürfe Russlands entkräften, er sei in den Mord an Litwinenko verwickelt.
Die britische Zeitung "Times" berichtete auf ihrer Internetseite von zwei russischen Bombern, die am Dienstag dem britischen Luftraum vor Schottland nahe gekommen seien. Zwei britische Kampfjets seien deshalb aufgestiegen. "Die Russen kehrten um, bevor sie den britischen Lauftraum erreichten", sagte ein Sprecher der Royal Air Force der "Times". Ein Sprecher der russischen Luftstreitkräfte sagte, der Bericht entspreche nicht den Tatsachen. Die Maschinen hätten Ausbildungsflüge über neutralen Gewässern durchgeführt. Die britische Air Force nannte den Vorfall jedoch höchst ungewöhnlich.
Quelle: ntv.de