Politik

Widerstand aus zwei Ländern Bericht: Mercosur-Freihandelsabkommen vorerst gescheitert

Kanzler Scholz wollte beim Besuch von Brasiliens Präsident Lula eine Einigung mit den Mercosur-Staaten erzielen. Dies scheiterte aber offenbar bereits zuvor.

Kanzler Scholz wollte beim Besuch von Brasiliens Präsident Lula eine Einigung mit den Mercosur-Staaten erzielen. Dies scheiterte aber offenbar bereits zuvor.

(Foto: picture alliance/dpa)

Es wäre die größte Freihandelszone der Welt geworden, wenn sich die EU und große Staaten Südamerikas geeinigt hätten. Das geplante Freihandelsabkommen kommt einem Bericht zufolge aber nicht zustande. 720 Millionen Menschen sollten eigentlich davon profitieren.

Das Mercosur-Handelsabkommen soll vorerst gescheitert sein. Wie das digitale Medienhaus Table Media unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet, sieht die EU-Kommission keine Chancen mehr, beim Mercosur-Gipfel am 7. Dezember in Brasilien eine Einigung zu verkünden. Aus dem Bericht geht allerdings nicht hervor, ob die Gespräche abgebrochen werden oder ein Freihandelsabkommen zu einem späteren Zeitpunkt zustande kommen könnte.

Eigentlich wollte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei einem Treffen mit der Mercosur-Gruppe in Rio de Janeiro am Donnerstag die Vereinbarung unterzeichnen. Doch das seit 2019 fertig ausgehandelte Abkommen zwischen der EU sowie Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay scheiterte sowohl am Widerstand aus Argentinien als auch an fehlender Unterstützung von französischer Seite. Die argentinische Regierung, die in wenigen Tagen abgelöst wird, hatte signalisiert, dass sie nicht zu einem Abschluss bereit ist.

Am Samstag hatte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron auf der Klimakonferenz COP28 sein Nein zu dem Abkommen signalisiert: "Ich kann von unseren Landwirten, unseren Industriellen in Frankreich und überall sonst in Europa nicht verlangen, dass sie sich um die Dekarbonisierung bemühen, während ich plötzlich alle Zölle abschaffe, um Waren einzuführen, die diesen Regeln nicht unterliegen." Im Hinblick auf zwischenzeitlich erfolgte Anpassungen sagte er: "Ein paar Sätze wurden am Anfang und am Ende des Textes hinzugefügt, um Frankreich zu gefallen - aber das funktioniert nicht."

Lula zu Gesprächen in Berlin

Über das Wochenende versuchte das Verhandlungsteam um EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis noch, das Abkommen zu retten. Wie in Brüssel zu hören war, "saßen die Verhandler auf gepackten Koffern". Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, der das Abkommen selbst mit ausgehandelt hatte, flog direkt von der Klimakonferenz zu den Deutsch-Brasilianischen Regierungskonsultationen nach Berlin. Brasilien hat derzeit die Präsidentschaft in der Mercosur-Gruppe. Kanzler Olaf Scholz wollte versuchen, im Gespräch eine Einigung möglich zu machen.

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Zudem wurde damit gerechnet, dass Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versuchen würde, Macron umzustimmen. Am Ende waren offensichtlich alle Bemühungen vergebens. Montagmorgen verlautete aus dem Umfeld der EU-Verhandler, dass es keine Hoffnung mehr gebe: "In Rio de Janeiro wird es keine Erklärung geben."

Mercosur und EU haben intensiv von 2016 bis Juni 2019 das Handelsabkommen verhandelt. Die politische Einigung umfasst die Bereiche Zölle, Ursprungsregeln, Beseitigung von technischen Handelshemmnissen, Dienstleistungen, öffentliches Beschaffungswesen, geistiges Eigentum, Nachhaltigkeit sowie ein Kapitel zu SMEs. Mit dem Abkommen wollten die EU und Südamerika die größte Handelszone der Welt schaffen, mit mehr als 720 Millionen Menschen. Mit der EU sowie Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay wären fast 20 Prozent der Weltwirtschaft und mehr als 31 Prozent der globalen Warenexporte abgedeckt gewesen.

Quelle: ntv.de, als

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