Politik

Ein Mal im Jahr zum TÜV Berlin rebelliert gegen EU-Pläne

Alte Autos sollen deutlich häufiger zum TÜV. So will es Brüssel, denn angeblich lassen sich so 1200 Verkehrstote im Jahr verhindern. Doch die Bundesregierung schwört auf deutsche Standards. Und der ADAC spricht von Abzocke.

Die Bundesregierung lehnt die EU-Pläne zur Einführung jährlicher Überprüfungen für alte Autos ab. Stattdessen wirbt sie für die Anpassung der europäischen Regelungen an deutsche Standards für TÜV-Untersuchungen. "Wenn wir die Prüfpraxis in Europa etablieren können, die wir in Deutschland haben, dann sind wir bei der Verkehrssicherheit nicht nur einen, sondern drei große Schritte vorangekommen", sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums. Die deutschen Standards seien hoch. Die Praxis habe sich bewährt. "Deswegen werden wir unser Gewicht in Brüssel einbringen, damit es zu einer sinnvollen Lösung kommt, die nicht zu höheren Kosten und mehr Bürokratie führt, sondern die sich an der Verkehrssicherheit orientiert", sagte der Sprecher.

Dabei könne das deutsche Modell anderen Ländern eine Orientierung bieten. Dies gelte besonders, was die Qualität der Prüfung und den Prüfrhythmus von Altwagen angehe. Das deutsche Modell müsse zwar nicht eins zu eins übernommen werden, aber eine Erhöhung der Standards in anderen Staaten sei wünschenswert. So würden in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern auch Motorräder von der Prüfung erfasst.

ADAC: Technische Mängel selten Unfallursache

Nach den EU-Plänen müssten Neuwagen erst nach vier Jahren zur Überprüfung, ab einem Alter von sieben Jahren oder 160.000 Kilometern indes jedes Jahr. Bisher müssen Neuwagen in Deutschland nach drei Jahren zum TÜV, danach verkürzt sich der Rhythmus auf zwei Jahre.

Die EU argumentiert, mit der neuen Regelung ließen sich mehr als 1200 Menschenleben retten und 36.000 Unfälle verhindern. Zwischen dem fünften und sechsten Jahr steige die Zahl schwerer Unfälle im Zusammenhang mit technischen Mängeln dramatisch an. Nach EU-Angaben sterben jeden Tag mehr als fünf Menschen auf europäischen Straßen durch Unfälle, die auf technisches Versagen zurückzuführen sind. Dies gelte für sechs Prozent aller Autounfälle. "Wenn Sie ein Auto fahren, dass nicht straßenverkehrstauglich ist, sind Sie eine Gefahr für sich selbst und für jeden anderen, der in Ihrem Auto mitfährt", mahnte EU-Verkehrskommissar Siim Kallas. "Diese Autos, von denen potenziell eine tödliche Gefahr ausgeht, wollen wir ganz einfach nicht auf unseren Straßen haben." Über die Vorschläge der EU-Kommission werden nun das Europäische Parlament und die 27 Mitgliedstaaten im Rat beraten.

Der Automobilclub ADAC sprach von einer Abzocke der deutschen Autofahrer. "Unfälle aufgrund technischer Mängel treten sowohl bei neuen als auch bei älteren Fahrzeugen statistisch nicht signifikant in Erscheinung." Sie machten nur rund 0,5 Prozent der schweren Unfälle aller Fahrzeugbaujahre aus. Zudem wolle die EU-Kommission nicht den Prüfumfang vereinheitlichen, der in Deutschland auf sehr hohem Niveau sei. "Einzige Profiteure sind also die diversen Prüforganisationen, denen durch die verkürzten Intervalle ein sattes Zusatzgeschäft sicher ist", erklärte der Club. Nach Einschätzung des ADAC reichen die Vorschriften in Deutschland aus.

Quelle: ntv.de, rts

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